Eine Untersuchung von Dyrdal und Lucas (2012) Die Geburt des ersten Kindes zählt sicherlich zu den einschneidensten Erlebnissen, die Paare in Ihrem Erwachsenenleben gemeinsam durchlaufen. Zahlreiche Studien haben sich bereits damit beschäftigt, welche Auswirkungen die Übernahme der Elternrolle auf die Beziehung und die frischgebackenen Eltern hat. Dabei hat sich beispielsweise gezeigt, dass die Beziehungsqualität und die Zufriedenheit mit sich selbst nach der Geburt des ersten Kindes tendenziell abnimmt, während Sorgen, Stress und Ängstlichkeit eher zunehmen. Gleichzeitig gibt es aber Hinweise darauf, dass die allgemeine Lebenszufriedenheit im Gegensatz dazu stabil zu bleiben scheint – Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von dem „Paradox der Elternschaft“. Dyrdal und Lucas (2012) haben dieses Phänomen einmal genauer unter die Lupe genommen. Dafür haben sie 1'967 Frauen und 1'705 Männer untersucht, die an einer repräsentativen, längsschnittlichen Befragung in Deutschland teilgenommen und im Verlauf Ihrer Teilnahme ein Kind bekommen haben. Das bietet den entscheidendem Vorteil, dass man für diese Personen sowohl Informationen über Ihre Lebenszufriedenheit vor der Elternschaft als auch über ihr Befinden nach der Geburt des ersten Kindes hat und somit dazu in der Lage ist Veränderungen durch das Ereignis abzubilden. Die WissenschaftlerInnen sind ausserdem der Frage nachgegangen, wie ähnlich sich beide Elternteile in ihren Reaktionen auf das Ereignis sind und welche Persönlichkeitseigenschaften dazu beitragen, wie sich die allgemeine Zufriedenheit mit dem Leben im Laufe des Übergangs zur Elternschaft verändert. Dabei haben sie herausgefunden, dass die Lebenszufriedenheit von Männern und Frauen in den drei Jahre rund um die Geburt des Kindes (im Vergleich zum Niveau der Vorjahre) bedeutsam angestiegen ist. Es hat sich allerdings auch gezeigt, dass dieser Anstieg für Frauen ein wenig höher ausgefallen ist als für Männer. Leider scheint dieser positive Effekt jedoch nicht allzu lang anzudauern – in den folgenden Jahren ist die Lebenszufriedenheit der frisch gebackenen Eltern wieder auf das Anfangsniveau vor der Geburt abgefallen. Dieses Muster hat sich für Männer und Frauen in gleicher Weise gezeigt. Für die Rolle der Persönlichkeitseigenschaften haben sich zwei spannende Befunde gezeigt: Zum einen weisen sowohl Männer als auch Frauen niedrigere Zufriedenheitswerte nach der Geburt des ersten Kindes auf, wenn sie emotional instabiler sind. Und zum anderen verzeichnen Männer, die offener für neue Erfahrungen sind, sowohl kurzfristig als auch langfristig stärkere Zufriedenheitsanstiege bei der Geburt des ersten Kindes, als Männer die weniger offen sind. Alles in allem zeigt diese Studie, dass die Geburt des ersten Kindes, zumindest kurzfristig zu einer gesteigerten Lebenszufriedenheit führt, und dass beide Elternpaare diesen Aufschwung in ähnlicher Weise erleben. Im Hinblick auf Persönlichkeitseigenschaften scheint Offenheit für neue Erfahrungen einen positiven Einfluss zu nehmen, während emotionale Instabilität eher mit weniger günstigen Entwicklungen einhergeht. Dieser Blog-Post wurde von Jenna Wünsche verfasst, die als Doktorandin im CouPers -Projekt arbeitet.
Bildquelle: Ryan Polei / Flickr Wie stark trägt meine Partnerschaft dazu bei, dass ich insgesamt mit meinem Leben zufrieden bin?20/6/2017
Eine Studie von Gustavson, Røysamb, Borren, Torvik, & Karevold (2016) (Bildquelle: Daniel Condurachi | Flickr) Viel Forschung hat sich bis anhin damit beschäftigt, wie günstige Lebensumstände oder die Persönlichkeit das Wohlbefinden von Menschen beeinflussen. Soziale Beziehungen, und insbesondere romantische Beziehungen, tragen aber auch ihren Teil zum Wohlbefinden von Personen bei. Ein Teil des subjektiven Wohlbefindens ist die Lebenszufriedenheit, welche die Beurteilung, wie zufrieden man im Allgemeinen mit seinem Leben ist, beinhaltet. Beziehungsqualität und -zufriedenheit wurden bereits in vergangenen Untersuchungen mit der Lebenszufriedenheit in Verbindung gebracht. Zudem zeigte sich, dass es einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen Beziehungsqualität und Lebenszufriedenheit gibt. Weiterhin berichten frühere Studien einen stärkeren Zusammenhang zwischen Beziehungsqualität und späterer Lebenszufriedenheit als umgekehrt. Gustavson und Kollegen gehen in ihrer Studie zusätzlich davon aus, dass der Zusammenhang zwischen Beziehungs- und Lebenszufriedenheit lebensphasen- oder von der Dauer der Beziehung abhängig ist. Je länger die Beziehung andauert, desto stärker soll der Einfluss der Beziehungszufriedenheit auf die Lebenszufriedenheit sein. Deshalb untersuchte die Studie von Gustavson und Kollegen eine Stichprobe von Paaren, die schon mindestens 15 Jahre zusammen waren. Eine zusätzliche Fragestellung der Studie bestand ausserdem darin, ob sich beide PartnerInnen gegenseitig in ihrer Zufriedenheit beeinflussen. Im Jahr 2008 und 2011 wurden 239 heterosexuelle Paare (Durchschnittsalter Frauen: 46 und Männer: 48) aus Norwegen untersucht und zu ihrer Lebens- und Beziehungszufriedenheit befragt. In den Berechnungen wurden für Gesundheit, familiärer Stress, finanzielle Probleme, Ausbildung und Alter kontrolliert. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass sich die Beziehungs- und die Lebenszufriedenheit innerhalb von Personen in den untersuchten drei Jahren gegenseitig beeinflusst haben. Das heisst, wenn PartnerInnen mit ihrer Beziehung zufrieden waren, stieg ihre Lebenszufriedenheit über die drei Jahre hinweg an. Umgekehrt zeigte sich aber auch, dass wenn sie mit ihrem Leben generell zufrieden waren, ihre Beziehungszufriedenheit anstieg. Über Partner hinweg ergaben sich nur Effekte in der Lebenszufriedenheit: PartnerInnen beeinflussten sich gegenseitig positiv in ihrer allgemeinen Beurteilung zu ihren aktuellen Lebensumständen. In der Beziehungszufriedenheit beeinflussten sie sich nicht. Zudem wurden keine Geschlechtsunterschiede gefunden. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass sich die Beziehungszufriedenheit und die Lebenszufriedenheit auch in Paaren im mittleren Erwachsenenalter gegenseitig beeinflussen–und zwar vergleichbar stark– und, dass insgesamt glückliche Personen Ihre PartnerInnen anstecken können. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst.
Liebe TeilnehmerInnen der CouPers Studie!
Wir wissen, dass sich viele von Ihnen für unsere Forschungsfragen interessieren und dass Sie sich darauf freuen, die Resultate der CouPers Studie zu erhalten. Leider können wir Ihnen darüber, solange die Untersuchung läuft, noch wenig erzählen. Aber wir als gesamtes CouPers-Team schätzen den Einsatz, den Sie alle leisten, sehr! Darum würden wir gerne im Gegenzug etwas für Sie tun. Auf der ganzen Welt lernen verschiedene Forschungsteams ständig mehr über die Beziehungspsychologie und wir möchten diese Erkenntnisse gerne mit Ihnen teilen. Darum werden wir von heute an wöchentlich neue Forschungsergebnisse auf Facebook posten, die wir besonders spannend finden. Sobald die ersten Ergebnisse der CouPers Studie vorliegen, werden Sie die Ersten sein, die davon hören. Bis dahin hoffen wir, dass Sie viel Spass daran haben werden, mehr über diesen faszinierenden Bereich der Psychologie zu erfahren. Dieser erste Post kommt von Dr. Robert Burriss, der als Postdoc im CouPers Team arbeitet. Selbstwertgefühl und das Ausdrücken von Zuneigung für den Partner Dem Partner Zuneigung und Dankbarkeit zeigen, erhöht nicht nur die eigene Beziehungszufriedenheit, sondern stärkt auch die Wertschätzung und das Engagement unseres Partners für uns und unsere Beziehung. Aber wenn der Nutzen davon, Zuneigung und Dankbarkeit zu zeigen, so gross ist, warum finden es dann so viele von uns schwierig, unseren Partnern Wertschätzung entgegen zu bringen? Warum sträuben wir uns manchmal dagegen, Zuneigung zu zeigen, obwohl es unsere Beziehung stärken würde? Ein Team von Psychologen aus New York und Kalifornien haben sich kürzlich mit diesem Paradox beschäftigt. Sie haben sich gefragt, ob Personen in Beziehungen von zwei entgegengesetzten Zielen motiviert werden: Einerseits möchten sie eine erfüllende Beziehung aufbauen und andererseits möchten sie das Risiko minimieren abgelehnt zu werden minimieren. Verhalten, welches für das eine Ziel förderlich ist, kann gleichzeitig dem anderen Ziel im Wege stehen. Zum Beispiel kann es für eine erfüllende Beziehung förderlich sein, unsere Zuneigung zum Partner auszudrücken. Wenn dieser die Zuneigung jedoch nicht erwidert, fühlen wir uns eventuell abgelehnt. Zudem gibt es Menschen, die das Risiko der Ablehnung stärker beunruhigt als andere. So kann es sein, dass sich Menschen mit tiefem Selbstwertgefühl beim Zeigen von Zuneigung verletzlich fühlen. Um das Risiko der Ablehnung zu minimieren, kann es sich deshalb sicherer anfühlen, die Zuneigung und Dankbarkeit für den Partner zurückzuhalten: Sich also völlig dem Ziel der Minimierung des Risikos von Ablehnung zu widmen - auf Kosten des Aufbauens einer erfüllenden Beziehung. Anna Luerssen und ihr Team haben 60 Paare in ihr Labor eingeladen. Jede Person erhielt getrennt vom Partner Instruktionen zum Experiment. Ein Partner erhielt die Rolle des „Sprechers“: Seine/Ihre Aufgabe war es dem Partner/der Partnerin drei Komplimente zu machen. Der andere Partner erhielt die Rolle des „Zuhörers“: Diese/r bekam die Information, dass sein/ihr Partner aus einer Liste von Themen, über die er/sie sprechen konnte, das Thema „Dinge über meinen Partner, die ich wirklich mag“ ausgewählt hätte. Der Zuhörer hatte die Aufgabe dem Sprecher zuzuhören und keine verbalen Antworten zu geben. Natürlich hatte der Sprecher sich das Thema nicht selbst ausgewählt, aber die Forscher wollten, dass der Zuhörer die Komplimente für spontan hielt. Danach füllten beide Partner Fragebögen darüber aus, wie sie sich während der Aufgabe gefühlt hatten. Ausserdem mussten sie in ein Röhrchen spucken, sodass man ihre Hormone bestimmen konnte. Und zum Schluss wurden die Personen gebeten einen Fragebogen zum Selbstwert ausfüllen. Luerssen und ihre Kollegen fanden heraus, dass Sprecher mit niedrigerem Selbstwertgefühl weniger liebevolle Komplimente machten und die Aufgabe für schwieriger und unangenehmer hielten als Sprecher mit höherem Selbstwertgefühl. In früherer Forschung wurde gezeigt, dass Zuneigung zu einem höheren Level des Hormons Progesteron führt. Dies war jedoch bei Sprechern mit niedrigerem Selbstwertgefühl nicht der Fall. Die Partner der Sprecher (also die Zuhörer) mit niedrigem Selbstwertgefühl zeigten dennoch eine genauso positive Reaktion auf die Komplimente, wie die Zuhörer mit hohem Selbstwertgefühl. Tatsächlich war bei den Zuhörern mit niedrigem Selbstwertgefühl der Anstieg von Progesteron sogar etwas höher. Die Forscher glauben, dass die Sprecher mit niedrigerem Selbstwertgefühl weniger die Erwartung hatten, dass ihre Partner emotional von ihrer Zuneigung profitieren. Dies weist darauf hin, dass ihre Wahrnehmung teilweise fehlerhaft und verzerrt sein kann. In anderen Worten: Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl sind stärker von dem Ziel geleitet das Risiko der Ablehnung zu minimieren, als eine erfüllende Beziehung aufzubauen. Sie vermeiden es, Zuneigung und Dankbarkeit zu zeigen, weil sie Angst vor einer ablehnenden Reaktion ihres Partners haben. Aber die Forschung zeigt, dass darin ein Trugschluss liegen könnte: Jeder profitiert davon, wenn wir unseren Partnern zeigen, wie sehr wir sie wertschätzen. Luerssen, A., Jhita, G. J., & Ayduk, O. (2017). Putting yourself on the line: Self-esteem and expressing affection in romantic relationships. Personality and Social Psychology Bulletin, 43(7), 940-956. doi:10.1177/0146167217702374 Bild: Hernán Piñera/Flickr |