Kennen Sie die Situation, dass Ihr Partner/Ihre Partnerin überschwänglich nach Hause kommt und von einem Erfolgserlebnis berichtet? Vergleichen Sie sich in dieser Situation mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin? Wenn ja: Was macht dies mit Ihrem eigenen Selbstwertgefühl? Der heutige Blogpost betrachtet den sozialen Vergleich innerhalb von Partnerschaften und fragt – unter anderem – ob sich Männer und Frauen darin unterscheiden. Eine Studie von Kate A. Ratliff und Shigehiro Oishi (2013) Wie sehr tangiert es uns, wenn unser Partner/unsere Partnerin ein Erfolgserlebnis hatte, z.B. bei einem sportlichen Wettkampf den ersten Platz erreicht hat, die lang ersehnte Gehaltserhöhung bekommen hat oder zum Vereinsvorsitzenden gewählt wurde? Bisherige Forschung geht davon aus, dass der Erfolg einer nahestehenden Person als mögliche Bedrohung wahrgenommen werden kann. Dieses Gefühl der Bedrohung hat wiederum Konsequenzen: Die Person geht auf Distanz zur Person, die Erfolg hatte, spielt seinen/ihren Erfolg herunter oder tröstet sich damit, dass die erfolgreiche Person in Zukunft gewiss weniger erfolgreich sein wird. Der dahinter liegende Gedanke dieser Reaktion ist der folgende: Der Erfolg des Partners/der Partnerin lädt dazu ein, sich mit der anderen Person zu vergleichen, was beeinflusst, wie sich die Person selbst bewertet. Somit kann der Erfolg des Partners/der Partnerin zu einer Minderung des eigenen Selbstwertgefühls führen, nämlich dann, wenn das Gefühl entsteht, der/die andere sei erfolgreicher. Nun könnte jedoch auch hervorgebracht werden, dass der Erfolg des Partners/der Partnerin nicht zwangsläufig ein Misserfolg für die andere Person sein muss. Im Gegenteil: Dass der Partner/Ihre Partnerin zum Vorsitzenden des lokalen Vereins gewählt ist nur ein Misserfolg, wenn beide um denselben Posten konkurrierten. Dadurch, dass sich Partnerschaften oftmals durch eine enge Verflochtenheit kennzeichnen, könnte gar gemutmasst werden, dass der Erfolg des/der einen auch positiv für den/die andere zu bewerten ist und mit einer Steigerung des Selbstwertgefühls einhergeht.
Trotz bisheriger Forschung bleibt es demnach unklar, welche Rolle Erfolg/Misserfolg für das Selbstwertgefühl der PartnerInnen spielt. Die ForscherInnen Ratliff und Oishi sind dieser Fragestellung in fünf Experimenten auf den Grund gegangen. Eine Besonderheit ihrer Studie ist es, dass sie nicht nur explizit den Selbstwert von Personen erfragten (d.h., explizit danach fragten, ob sich die Teilnehmenden für eine wertvolle Person hielten), sondern auch implizit. Implizite Bewertungen finden ausserhalb des eigenen Bewusstseins statt und liefern damit eine Ergänzung zu den expliziten Befragungen. Sie werden oftmals anhand des Impliziten Assoziationstests erfasst, bei welchem die Stärke des Zusammenhangs zwischen zwei Kategorien (z.B., die Person selbst und andere) und zwei Bewertungseigenschaften (z.B., gut und schlecht) erfasst wird. Entscheidend ist, wie schnell die Versuchsperson die ihr gezeigten Objekte den Kategorien anhand zweier Computertasten zuordnen kann. Um empirisch zu beantworten, ob erfolgreiche Partner/Partnerinnen ein Risiko für den eigenen Selbstwert darstellen, waren die Forschenden Ratliff und Oishi kreativ, indem sie variierten, wie der Erfolg/Misserfolg des Partners/der Partnerin vermittelt wurde: In Experiment 1 teilten sie ihren Versuchsteilnehmenden mit, dass ihr Partner/ihre Partnerin beim Abschneiden eines Tests entweder in den obersten 12% oder in den untersten 12% der Vergleichsgruppe lag. In den weiteren vier Experimenten liessen sie die Versuchspersonen eine Zeit beschreiben, in der ihr Partner/ihre Partnerin besonders erfolgreich oder weniger erfolgreich war. In Experiment 5 verfeinerten die ForscherInnen ihr Design weiter, in dem sie den Versuchsteilnehmenden nicht nur Auskunft über den Erfolg des Partners/der Partnerin gaben, sondern auch Auskunft über ihren eigenen Erfolg. Die Vermutung dahinter war, dass der Erfolg des Partners/der Partnerin insbesondere dann einen Einfluss auf den eigenen Selbstwert hat, wenn die Personen selbst wenig erfolgreich waren. In jedem dieser Experimente wurde im Anschluss der explizite und implizite Selbstwert erfasst. Über alle fünf Experimente hinweg zeigen die Ergebnisse, dass der implizite Selbstwert von Männern tiefer war, wenn ihre Partnerin erfolgreich war. Interessanterweise machte es keinen Unterschied, ob ihnen gesagt wurde, dass sie selbst erfolgreich oder wenig erfolgreich seien. Dies lässt die ForscherInnen darauf schliessen, dass männliche Versuchsteilnehmer den Erfolg ihrer Partnerin automatisch so interpretieren, dass ihre Partnerinnen erfolgreicher als sie selbst seien. Der implizite Selbstwert von Frauen war nicht vom Erfolg/Misserfolg ihres Partners tangiert. Hervorzuheben sei, dass es auch keinen Effekt auf den expliziten Selbstwert der Männer und Frauen gab. Was könnten Gründe dafür sein, dass Männer eine Reduktion ihres impliziten Selbstwertgefühls erleben, wenn ihre Partnerinnen erfolgreich waren? Eine Erklärung, welche die ForscherInnen dafür liefern, ist, dass Männer eher dazu neigen, kompetitiv zu sein und einen Erfolg der Partnerin dahingehend interpretieren, dass sie selbst nicht gut seien und damit automatisch einen Misserfolg für sich verbuchen. Dem anschliessend vermuteten die ForscherInnen, dass ihre Ergebnisse auf Rollenstereotype in der Gesellschaft zurückzuführen seien. Gesellschaftliche Erwartungen legen an Männer (immer noch) den Massstab, dass sie stark, kompetent und erfolgreich sein sollten. Verbuchen sie durch den Erfolg ihrer Partnerin nun automatisch einen Misserfolg für sich selber, erleben sie dies als Bedrohung, was wiederum ihr Selbstwertgefühl senkt. Auch wird vermutet, dass Eigenschaften wie Kompetenz und Erfolg Attribute bei Männern sind, auf welche die Frauen bei der Partnerwahl Wert legen. Denken Männer nun, dass sie nicht erfolgreich seien, vermag dies die Angst auslösen, dass ihre Partnerin sie nicht mehr als attraktives Gegenüber erlebt und sie verlassen könnte. Welche Schlüsse können aus dieser Studie gezogen werden? Zum einen zeigen die Ergebnisse, dass individuell erlebter Erfolg und Misserfolg in die Beziehung hineingebracht wird und dass vor allem Männer implizit auf den Erfolg ihrer Partnerin reagieren und sich weniger wertvoll fühlen. Bei Frauen wurden diese Ergebnisse nicht gefunden. Dies legt nahe, dass Beziehungen nicht frei von gesellschaftlichen Rollenstereotypen sind. Zum anderen sollten die Ergebnisse dieser Studie auch mit Vorsicht genossen werden, wenn sie auf ein einzelnes Paar übertragen werden. Dies vor allem, da die ForscherInnen nur Einzelpersonen untersuchten und einen relativ kurzen Erhebungszeitraum abdeckten, sodass keine Aussagen über (heterosexuelle und homosexuelle) Paardynamiken gemacht werden können. Für künftige Forschung ist es demnach entscheidend, diesen Forschungsstrang weiter auszuweiten und zu untersuchen, wie Erfolg/Misserfolg von beiden PartnerInnen empfunden wird und im täglichen Miteinander über die Zeit hinweg erlebt wird. Vielleicht werden ja bald Männer wie Frauen mit Jubelsprüngen zuhause begrüsst, wenn sie von einem Erfolgserlebnis berichten. Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Janina Bühler verfasst. Bildquelle: www.barbara-egin.de Kommentare sind geschlossen.
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