Neue Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass heterosexuelle Personen in ihren Partnerschaftspräferenzen flexibler sein könnten, als bisher angenommen. Eine Studie von Arielle Kuperberg und Alicia Walker (2018) Es ist ein wachsender Trend, Sexualität als ein Spektrum zu betrachten und nicht als eine Sammlung von diskreten Identitäten wie heterosexuell, schwul, lesbisch oder bisexuell. Viele Menschen entscheiden sich nun dafür, eine breite Identität anzunehmen, wie zum Beispiel Queer, anstatt sich an eine bestimmte Gruppe zu binden.
Natürlich ist „heterosexuell“ die meistverbreitete Identität innerhalb von Personen die Partner/innen bevorzugen, deren Geschlecht nicht mit dem eigenen übereinstimmt. In einer Welt, in der Sexualität alle Farben des Regenbogens haben kann, kann das Etikett "heterosexuell" etwas, naja ... fix erscheinen. Jeder weiß, was es ist. Jeder weiß, was es bedeutet. Neue Forschungen deuten jedoch darauf hin, dass die Wahrheit ein wenig anders ist. Arielle Kuperberg von der Universität von North Carolina und Alicia Walker von der Missouri State Universität beschlossen, die Erfahrungen von College-Studierenden zu untersuchen, die sich als heterosexuell identifizierten, deren letzte sexuelle Begegnung jedoch mit einer Person des gleichen Geschlechts stattgefunden hatte. Die Wissenschaftlerinnen verwendeten dazu die Daten einer großen Studierendenbefragung über das gesellschaftliche Leben der Universität. Ungefähr 800 der Teilnehmenden berichteten, dass ihr letzter sexueller Kontakt mit Personen desselben Geschlechts gewesen sei. Zudem gaben die Teilnehmenden ihre sexuelle Orientierung an: 12% derjenigen, die Männer-Männer-Kontakte gehabt hatten, und 25% derjenigen, die Frauen-Frauen-Kontakte gehabt hatten, identifizierten sich als heterosexuell. Kuperberg und Walker analysierten die Daten und kamen zu dem Schluss, dass es sechs "Gruppen" oder Typen von Personen gab, die sich als heterosexuell identifizierten, deren letzter sexueller Kontakt jedoch mit einer gleichgeschlechtlichen Person gewesen war.
Diese Studie zeigt die vielfältigen Motivationen und Erfahrungen derer, die sich selbst als heterosexuell identifizieren, aber sexuellen Kontakt mit gleichgeschlechtlichen Personen haben. Einige folgen vermutlich sozialen Mustern und dem erwarteten Verhalten. Andere sind vermutlich dabei, ihre Sexualität zu erforschen und sind entweder nicht bereit für eine Identitätsänderung oder meinen, dass ihr Verhalten nicht zu ihrer Identität passt. Es ist interessant zu sehen, dass die Wirkung von Religion geschlechtsspezifisch zu sein scheint, wobei religiöse Männer im Vergleich zu religiösen Frauen seltener angeben, die gleichgeschlechtlichen Kontakte zu genießen. In weiteren Untersuchungen wäre es vermutlich aufschlussreich, College-Studierende zu untersuchen, wenn sie in die nächste Phase ihres Lebens kommen. Da die Daten von Kuperberg und Walker vor etwa 10 Jahren gesammelt wurden, wäre ausserdem eine Folgestudie der heutigen Generation von College-Studierenden lohnenswert, zumal viele von ihnen in einer Welt aufgewachsen sind, in der gleichgeschlechtliche Beziehungen zunehmend akzeptiert werden. Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst und von B.Sc. Sabrina Brunner übersetzt. Bildquelle: Joanna Malinowska Wer kennt diesen Moment nicht: Man steht gemeinsam, schweigend, vor einem Gemälde, vor einer Fotografie oder in einer Landschaft und lässt dies auf sich wirken. Denken Sie, Ihr Eindruck von dem, was Sie gerade betrachten, wäre anders, wenn Sie alleine wären? Oder ist der Eindruck Ihrer Umwelt immer gleich – unabhängig davon, wer bei Ihnen ist? Dieser spannenden Frage gingen ForscherInnen zweier amerikanischer Universitäten auf den Grund. Eine Studie von Erica J. Boothby, Leigh K. Smith, Margaret S. Clark, und John A. Bargh (2017) Zur Bearbeitung hier klicken.Menschen sind soziale Wesen und wollen ihre Umwelt entsprechend mit anderen, vor allem ihnen nahestehenden, Personen teilen. Bisherige Forschung konnte zeigen, dass soziale Aktivitäten als angenehmer wahrgenommen werden, wenn sie gemeinsam erlebt werden. Zum Beispiel sind Paare glücklicher, wenn sie neue und herausfordernde Aktivitäten gemeinsam erleben und Personen sind zufriedener, wenn sie gute Neuigkeiten mit einer nahen Person teilen können. All diese Situationen bedingen jedoch, dass Personen miteinander in Austausch stehen, das heisst, miteinander reden, Gefühle ausdrücken oder sich in der ein oder andere Weise zueinander verhalten.
Wie sieht es aber mit Situationen aus, in denen Personen nicht miteinander sprechen, etwa in Situationen, in denen wir dem leisen Rauschen des Flusses in der Natur lauschen, gemeinsam einen Sonnenuntergang betrachten oder das Gewitter am Himmel bestaunen; wenn wir ein Gemälde auf uns wirken lassen oder uns das letzte Stück Apfelkuchen im Mund zergehen lassen. Geniessen wir auch diese Momente mehr, wenn wir sie mit einer anderen Person erleben? Ein Forscherteam um Erica Boothby von der Yale University ging dieser Frage nach und untersuchte, wie das blosse gemeinsame Erleben – d.h. ein Erleben ohne direkten Austausch – die Wahrnehmung der Situation beeinflusst. Die ForscherInnen vermuteten, dass Personen Situationen auch im stillen Erleben mehr geniessen und als realer erleben, wenn sie diese mit einer vertrauten Person teilen, verglichen mit einer Situation, in der sie alleine sind oder eine ihnen unbekannte Person anwesend ist. In ihrer Studie liessen die ForscherInnen 18 Männer und 52 Frauen im jungen Erwachsenenalter eine Reihe von Fotos ansehen, die vorrangehend von den ForscherInnen als durchschnittlich schön eingestuft wurden. Die gesamthaft 48 Fotos wurden von den Versuchspersonen dahingehend bewertet, wie sehr sie die dargestellte Szene mochten und für wie real sie diese hielten. Während einige Personen bei der Diashow dieser Fotos alleine waren, betrachteten andere Personen die Fotos in Anwesenheit einer anderen Person. Das Forscherteam fand zuerst heraus, dass es keinen Unterschied für die Bewertung der Fotos machte, ob diese alleine oder in stiller Gemeinsamkeit betrachtet wurden. Allerdings zeigte sich bei genauerer Betrachtung, dass die Art der Beziehung zum stillen Betrachter/zur stillen Betrachterin eine Rolle spielte: Personen, die dieser anderen Person nah standen, fanden die Fotos schöner und stuften diese als realer ein als Personen, die dieser Person nicht nah standen. Dieses Ergebnis wurde auch in ihrer zweiten Studie bestätigt, da gezeigt wurde, dass der Grad der Beziehung beeinflusste, wie sehr das Foto gemocht wurde. Auch hier erwies sich, dass je enger die Versuchspersonen der Person standen, mit der sie das momentane Erleben teilten, desto stärker gefiel ihnen das Foto. Die ForscherInnen sehen einige Gründe dafür, warum die alleinige Anwesenheit einer engen Person und die gemeinsam gerichtete Aufmerksamkeit die Wahrnehmung und Bewertung einer Szene beeinflusst. Zum einen vermuten die ForscherInnen, dass die Anwesenheit einer anderen Person dazu führt, dass wir empathischer sind, das heisst, es wird nicht nur die eigene Perspektive, sondern auch die Perspektive der anderen Person miteinbezogen, was die Wirkung der Situation vergrössert. Ein anderer Grund könnte darin liegen, dass die Anwesenheit einer vertrauten Person dazu führt, dass wir uns sicherer und geborgener fühlen. Jedwede Aufmerksamkeit kann demnach ganz auf das Interesse des Geschehens gerichtet werden. Schliesslich sehen die ForscherInnen einen Grund darin liegen, dass wir durch das gemeinsame Erleben auch eine gemeinsame Realität schaffen. Dinge, die wir gemeinsam betrachten, werden realer in unserer Wahrnehmung und damit gefestigter. Welche Schlüsse können aus dieser Studie gezogen werden? Zum einen kann geschlussfolgert werden, dass gemeinsam erlebte Szenen als schöner betrachten werden. Dadurch, dass das Erlebte aber nicht nur als schöner, sondern auch als realer erlebt wird, können geteilte Erinnerungen in eine gemeinsame Geschichte fliessen; eine Geschichte, die nur diese beiden Personen miteinander teilen. Manchmal bedarf es folglich keiner grossen Worte oder Gesten, denn dann kann auch das still geteilte Erleben den Genuss des Moments steigern und wahrhaftiger machen. Dies sind die Momente, in denen Bilder mehr als 1000 Worte sagen. Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Janina Bühler verfasst. Bildquelle: www.barbara-egin.de Jedes Paar verfügt über seine eigenen ganz persönlichen Erinnerungen und Geschichten: Ob zum ersten Date, zum ersten Kuss oder zum ersten grossen Zoff. In dieser Woche geht es darum, wer sich besonders gut an die romantischen Meilensteine in der Beziehung erinnert und wie solche Erinnerungen mit der Qualität der Beziehung zusammenhängen. Eine Studie von Diane Holmberg, Tabatha M. Thibault und Jennifer D. Pringle Was würden Sie denken, wer erinnert sich besser an die kleinen und grossen Momente in Ihrer Beziehung? Sie selbst oder ihr/e Partner/in?
Glaubt man Büchern, Liedern und Filmen, so haben Frauen 1.) grundsätzlich ein besseres Gedächtnis für Beziehungsereignisse und 2.) hängt ihr Beziehungsglück massgeblich davon ab, dass man(n) sich ebenfalls gründlich an die bedeutsamen Paarmomente erinnert. Man denke bloss an die vielen dramatischen Hollywood-Szenen, die durch unromantische männliche Gedächtnislücken verursacht wurden. Doch was ist dran an diesem Geschlechterklischee? Wissenschaftlerinnen aus Kanada haben sich bemüht diese Frage im Rahmen von zwei verschiedenen Studien zu beantworten. In einer ersten Studie wurden 475 Männer und Frauen danach gefragt, wie gut sie sich selbst bzw. wie gut sich ihre Partner/innen an Ereignisse in der Beziehung erinnern. Ausserdem hat man die Teilnehmenden um ihre persönliche Einschätzung gebeten, wie gut sich Männer bzw. Frauen im Allgemeinen an Ereignisse innerhalb von Beziehungen erinnern und, ob das Beziehungsgedächtnis von Männern bzw. Frauen mit der Zufriedenheit in der Beziehung zusammenhängt. Auf Grundlage dieser subjektiven Einschätzungen hat sich das gängige Klischee bestätigt. Sowohl weibliche als auch männliche Teilnehmende waren sich einig, dass Frauen sich besser an Beziehungsereignisse erinnern können. Zudem fanden die Wissenschaftler/innen heraus, dass sowohl Männer als auch Frauen der Überzeugung waren, dass ein besseres Gedächtnis für Beziehungsereignisse mit einer höheren Zufriedenheit in der Beziehung einhergeht und dass dieser Zusammenhang bei Frauen stärker ausgeprägt ist. Im Rahmen einer zweiten Studie wollten die Wissenschaftlerinnen nun herausfinden, ob sich diese Überzeugungen auch in den tatsächlichen Gedächtnisleistungen von Frauen und Männern widerspiegeln. Hierzu haben sie 93 gegengeschlechtliche Paare zu sich in die Universität eingeladen. Die Männer und Frauen wurden getrennt voneinander gebeten so detaillierte Erinnerungen wie möglich zu ihrem ersten Date zu notieren. Diese Erinnerungen wurden im Anschluss dem/der jeweils anderen Partner/in vorgelegt und anhand ihrer Qualität und Quantität bewertet. Ausserdem haben zwei unabhängige Mitarbeitende die Erinnerungen im Hinblick auf die Menge der genannten Details beurteilt. Passend zu den subjektiven Einschätzungen aus der ersten Studie zeigte sich, dass die Beschreibungen der ersten Dates detaillierter waren, wenn sie von Frauen erinnert wurden. Darin waren sich sowohl die unabhängigen Beurteilenden als auch die zugehörigen Partner einig. Die Paare wurde ausserdem darum gebeten ihre Gedanken und Gefühle im Hinblick auf die beschriebenen Erinnerungen ihrer Partner/innen einzuschätzen. Dabei zeigte sich, dass die von den unabhängigen Beurteilenden ermittelte Anzahl der genannten Details keine Rolle dabei spielte, wie positiv auf die Erinnerungen des Partners/der Partnerin reagiert wurde. Wichtiger war hingegen wie die Teilnehmenden selbst, die Qualität und Quantität der Erinnerungen ihrer Partner/innen eingeschätzt haben: Sowohl Männer als auch Frauen zeigten positivere Reaktionen, wenn sie selbst den Eindruck hatten, dass ihre Partner/innen besonders viele und wichtige Details über das erste gemeinsame Date berichtet haben. Es sieht also so aus als hätten Frauen tatsächlich ein besseres Gedächtnis für die gemeinsamen Erlebnisse als Paar, aber entgegen dem Klischee scheinen sich Männer und Frauen gleichermassen über ausgefeilte Beziehungserinnerungen zu freuen. Also, liebe Männer: Damit die Erinnerungsarbeit in der Beziehung ein bisschen fairer aufgeteilt ist, wie wäre es mal mit einem Notizbuch?! Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Jenna Wünsche verfasst. Bildquelle: pxhere Wie stark wünscht sich unsere bessere Hälfte, dass wir uns verändern oder genau so bleiben, wie wir sind? Viel Forschung existiert bereits dazu, wie sich Menschen in Partnerschaften verändern. Wir wissen aber noch wenig darüber, welche Partner/welche Partnerinnen eher offen für Veränderungen in ihrem Gegenüber sind und warum. Eine Studie von Lydia F. Emery, Wendi L. Gardner, Eli J. Finkel, und Kathleen L. Carswell (2018) Veränderungen in der Persönlichkeit, in den Hobbies oder in den Zielen haben zuerst einmal viel damit zu tun, dass man weiss, wer man ist. Wenn ich weiss, welche Vorlieben ich habe und wie meine Persönlichkeit und meine Ziele aktuell aussehen, kann ich auch eher Veränderungen anstreben. Dieses Wissen über die eigene Person wird als Selbstkonzept bezeichnet.
Einige Personen sind sich stärker im Klaren darüber, wer sie sind – sie verfügen also über eine hohe Selbstkonzeptklarheit. Andere verfügen über weniger Klarheit über ihr Selbstkonzept und sehen das, was sie als Person ausmacht, als weniger stabil und kohärent an. Personen mit solch einer tiefen Selbstkonzeptklarheit verändern sich weniger gern, da dies zu noch mehr Instabilität in ihrem Selbstkonzept führen würde. Was bedeutet es nun für die eigene Weiterentwicklung, wenn sich der Partner/die Partnerin mehr oder weniger im Klaren darüber ist, wer er/sie ist? Anhand vier verschiedenen Studien mit insgesamt 485 Teilnehmenden haben Lydia F. Emery und Kolleg/innen untersucht, ob sich Partner/innen mit stärkerer respektive schwächerer Selbstkonzeptklarheit eher Veränderungen im Partner/in der Partnerin wünschen und warum. Was die Autorinnen und Autoren fanden war, dass Personen mit einer tiefen Selbstkonzeptklarheit ihre Partner/innen weniger in Veränderungen unterstützten, unter anderem auch, weil sie glaubten, sie müssten sich dann selbst verändern. Weiter fand man dies vor allem, wenn es um grössere Veränderungen des Partners/der Partnerin ging: Personen mit tiefer Selbstkonzeptklarheit unterstützten ihren Partner/ihre Partnerin umso weniger, je grösser die bevorstehende Veränderung aussehen würde. Wichtig zu beachten ist hier, dass es sich immer um Veränderungen drehte, die nichts mit der Partnerschaft zu tun hatten. Also Veränderungen, die beispielsweise mit der Aufnahme von neuen Hobbies verknüpft waren. Schliesslich fand die Studie, dass die fehlende Unterstützung, die von Partner/innen mit tiefer Selbstkonzeptklarheit ausging, mit einer tieferen Beziehungsqualität beider Partner/innen einherging. Die Studienergebnisse zeigen also, dass auch wenn eine Person sich in Bereichen ausserhalb der Partnerschaft weiterentwickeln und verändern will, dies innerhalb der Partnerschaft nicht immer auf offene Ohren stösst: Die Hobbyveränderung des Partners/der Partnerin kann für manche als eine Bedrohung empfunden werden, weil es zu unerwünschter Veränderung bei einem selbst führen könnte. Leider wird in solchen Situationen, die Unterstützung bei den Veränderungsversuchen gedrosselt, was schliesslich bei beiden Partner/innen auf die Beziehungsqualität drückt. Der Grund für die fehlende Unterstützung liegt demzufolge weniger an der Wahl des Hobbies, sondern eher an den Eigenschaften des Partners/der Partnerin. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst. Bildquelle: Pexels |