Verknallt in Brad Pitt oder Harry Potter: Über virtuelle Liebesbeziehungen aus dem Jugendalter30/10/2018
Haben Sie sich schon einmal einer Berühmtheit sehr verbunden gefühlt? Oder waren Sie vielleicht sogar eine Zeit lang verliebt in einen Star oder fiktiven Charakter aus einem Film? In diesem Blogpost geht es um diese mehr oder weniger realen (sogenannt parasozialen) Beziehungen, die wir zu Stars und Berühmtheiten aufbauen und wie diese unsere Sicht auf Beziehungen im Erwachsenenalter prägen. Eine Studie von Sarah E. Erickson und Sonya Dal Cin (2018) Besonders in den Jugendjahren kann es gängig sein, dass man sich in eine Person verliebt oder eine enge Beziehung zu jemandem pflegt, der nicht unmittelbar zum eigenen sozialen Umfeld gehört. In meiner Generation war das beispielsweise Josh Hartnett, der im kitschüberströmten Film Pearl Harbor mitgespielt und die Herzen meiner Altersgenossinnen im Sturm erobert hat. Was bedeuten solche parasozialen Liebesbeziehungen für das spätere Liebesleben? Diese Frage haben sich Sarah E. Erickson und Sonya Dal Cin auch gestellt. Sie gingen davon aus, dass Personen, die in Jugendjahren intensivere parasoziale Beziehungen hatten, eher „klassischere“ heterosexuelle Liebesskripten bevorzugten. Das heisst, sie hatten zum Beispiel eher die Vorstellung, dass das Beste, was einer Frau passieren kann, ist, von jemandem geliebt zu werden oder dass Männer eher an physischen Beziehungen interessiert sind und Frauen eher an emotionalen. Zudem gingen die Autorinnen davon aus, dass jugendliche parasoziale Beziehungen mit beziehungsabhängigem Selbstwert zusammenhängen würden. Das heisst, wenn ich damals in Josh Hartnett verliebt war, dann sollte mein Selbstwert als Erwachsene mit einer höheren Wahrscheinlichkeit davon abhängig sein, wie gut meine Beziehungen laufen. Ein beziehungsabhängiger Selbstwert ist tendenziell negativ besetzt, da er mit anderen Schwierigkeiten einhergeht. Beispielsweise tendieren Frauen, die ihren Selbstwert von Beziehungen abhängig machen, dazu, bei Beziehungsproblemen eher zum Alkohol zu greifen oder depressive Symptome zu entwickeln. Zusätzlich zu diesen zwei Hypothesen wollten die Forscherinnen herausfinden, ob erinnerte, parasoziale Beziehungen im frühen Jugendalter damit zusammenhängen, wie leidenschaftlich ausgeprägt die Liebe im jungen Erwachsenenalter und wie hoch die Beziehungs- und sexuelle Zufriedenheit ist. Die Studie umfasste über 400 Studentinnen aus den USA. Diese wurden dazu befragt ob sie im Alter zwischen 12 und 14 Jahren in einen Star verliebt waren (einen ‘Celebrity Crush’ hatten) oder einen Star sehr mochten. Falls dies der Fall war, wurden diese Studentinnen auch über ihren damaligen Schwarm befragt, also seinen Namen, wann die Verliebtheitsphase begann und ob sie sich jetzt noch mit dieser Person verbunden fühlten. 376 der gesamthaft 406 Studentinnen gaben an, in einen Star verliebt gewesen zu sein oder einen gemocht zu haben. Die anderen wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Man sieht also, Celebrity Crushes sind ein weit verbreitetes Phänomen bei Frauen in ihren frühen Jugendjahren. 23 Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, dass sie sich ihrem Star sogar heute noch verbunden fühlten. Zu den am häufigsten genannten Stars gehörten Aaron Carter, Zac Efron, Jesse McCartney, Joe Jonas und Justin Bieber. Knapp ein Viertel der Probandinnen (22%) waren aber in fiktionale Stars verliebt gewesen, wie beispielsweise Harry Potter, Edward Cullen (Twilight) oder Aragorn (Herr der Ringe). Die Autorinnen fanden, dass die Bindung zu einem Star im Jugendalter mit klassischeren Liebesskripten im jungen Erwachsenenalter einherging. Zudem berichteten die Probandinnen, die eine stärkere Bindung an einen Star erlebt hatten, von mehr leidenschaftlicher Liebe und einem stärker von Beziehungen abhängigen Selbstwert. Was jedoch nicht mit parasozialen Beziehung zusammenhing, war die aktuelle Beziehungs- und sexuelle Zufriedenheit der Teilnehmerinnen. Die Forscherinnen fanden aber, dass Frauen mit einer stärkeren parasozialen Beziehung im Jugendalter, ihre bisherigen sexuellen Erfahrungen als negativer einschätzten als diejenigen mit einer schwächeren parasozialen Beziehung im Jugendalter. Die Forscherinnen schliessen, dass eine parasoziale Beziehung im Jugendalter häufig vorkommt und nebst vielen anderen Faktoren, wie beispielsweise Freundschaften, Familie und anderen persönlichen Erlebnissen, nur einen kleinen Teil zur Bewertung des eigenen Liebeslebens beiträgt. Parasoziale Beziehungen, so die Autorinnen, können somit ein Übungsfeld darstellen in dem Jugendliche Beziehungen für sich entdecken, ohne ihr Herz aufs Spiel setzen zu müssen. Nichtsdestotrotz scheint es so als wären auch die kleineren, vielleicht unwichtig erscheinenden Poster-Anhimmeleien aus dem Jugendalter relevant für Liebesbeziehungen im Erwachsenenalter. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst. Ist es möglich, die Attraktivität einer Person zu beurteilen, wenn man nur deren Hinterkopf sieht? Eine Studie von Keiichi Yonemura, Fuminori Ono, und Katsumi Watanabe (2013) Diese Frage ist nicht so seltsam, wie sie vielleicht klingt. Schliesslich ist es nicht so, als würde sich jede Person in unserem sozialen Umfeld uns zuwenden, damit wir ihre Schönheit einschätzen können. Stattdessen entdecken wir Menschen zuerst aus verschiedenen Blickwinkeln - vielleicht von der Seite und möglicherweise sogar von hinten – und entscheiden bereits, ob sie attraktiv genug sind, um sich einen genaueren Blick zu verdienen.
Es ist nicht komischer, als jemanden mit einem ansprechenden Gesicht zu sehen und sich dann zu bemühen, mehr über seine oder ihre Persönlichkeit und Interessen zu erfahren. In anderen Worten, es ist vermutlich ein verbreiteter, weitgehend unbewusster Prozess, durch den wir Menschen identifizieren, über die wir gerne mehr erfahren würden und diejenigen ausschliessen, die die Musterung nicht bestehen. Keiichi Yonemura und Kollegen von der Universität Tokio testeten diese Theorie. Zuerst machten sie von 120 jungen Erwachsenen Fotos im Stil von Passfotos. Dann baten sie jede Person, sich umzudrehen und zur Wand zu blicken, bevor sie ein zweites Foto von ihrem Hinterkopf machten. Yonemura zeigte diese Fotos 70 Studienteilnehmenden, welche die Attraktivität der Hinterköpfe bewerteten. Die Hälfte der Proband/innen betrachtete zuerst alle Gesichtsfotos und danach die Rückansichten. Der Rest sah die Rückansicht-Bilder vor den Gesichtsbildern. Alle Fotos wurden bezüglich ihrer Attraktivität auf einer Skala von 1 bis 7 bewertet. Yonemura fand heraus, dass Fotos, die von hinten gemacht wurden, als wesentlich attraktiver bewertet wurden als die von vorne. Tatsächlich stehen also die Chancen gut, dass Ihr Kopf von hinten besser aussieht als von vorne. Der Effekt war stärker, wenn Männer statt Frauen weibliche Fotos bewerteten oder wenn männliche Fotos bewertet wurden. Warum könnte das sein? Nun, eine Möglichkeit besteht darin, dass Männer grundsätzlich mehr Interesse an potenziellen Partner/innen zeigen als Frauen. Die evolutionäre Logik dahinter besagt, dass Männer mehr gewinnen können, wenn sie nach attraktiven Frauen Ausschau halten, denn die Anzahl der Kinder, die ein Mann haben kann, ist eng mit seiner Anzahl an Sexualpartnerinnen verbunden. Dies könnte möglicherweise dazu führen, dass es sich für einen Mann, der nur begrenzte Informationen über die Attraktivität einer Frau hat, beispielsweise weil er nur ihren Hinterkopf sehen kann, eher lohnen könnte davon auszugehen, dass die Frau ein Hingucker ist. Auf diese Weise wird er motivierter sein der Angelegenheit weiter nachzugehen. Frauen hingegen sind tendenziell weniger an mehreren Partnern interessiert. Sie erleben auch häufiger, dass Männer um ihre Aufmerksamkeit werben – somit müssen Frauen also nicht unbedingt Zeit damit verschwenden, die Attraktivität eines Mannes aus begrenzten Informationen zu schätzen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Frisuren und Haarfarben der Frauen tendenziell stärker variieren als bei Männern. Ein Meer von eintönigen Kurzhaarfrisuren löst womöglich weniger Begeisterung aus! Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst, und von Sabrina Brunner übersetzt. Bildquelle: Tomer Arazy/Flickr Kennen Sie die Situation, dass Ihr Partner/Ihre Partnerin überschwänglich nach Hause kommt und von einem Erfolgserlebnis berichtet? Vergleichen Sie sich in dieser Situation mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin? Wenn ja: Was macht dies mit Ihrem eigenen Selbstwertgefühl? Der heutige Blogpost betrachtet den sozialen Vergleich innerhalb von Partnerschaften und fragt – unter anderem – ob sich Männer und Frauen darin unterscheiden. Eine Studie von Kate A. Ratliff und Shigehiro Oishi (2013) Wie sehr tangiert es uns, wenn unser Partner/unsere Partnerin ein Erfolgserlebnis hatte, z.B. bei einem sportlichen Wettkampf den ersten Platz erreicht hat, die lang ersehnte Gehaltserhöhung bekommen hat oder zum Vereinsvorsitzenden gewählt wurde? Bisherige Forschung geht davon aus, dass der Erfolg einer nahestehenden Person als mögliche Bedrohung wahrgenommen werden kann. Dieses Gefühl der Bedrohung hat wiederum Konsequenzen: Die Person geht auf Distanz zur Person, die Erfolg hatte, spielt seinen/ihren Erfolg herunter oder tröstet sich damit, dass die erfolgreiche Person in Zukunft gewiss weniger erfolgreich sein wird. Der dahinter liegende Gedanke dieser Reaktion ist der folgende: Der Erfolg des Partners/der Partnerin lädt dazu ein, sich mit der anderen Person zu vergleichen, was beeinflusst, wie sich die Person selbst bewertet. Somit kann der Erfolg des Partners/der Partnerin zu einer Minderung des eigenen Selbstwertgefühls führen, nämlich dann, wenn das Gefühl entsteht, der/die andere sei erfolgreicher. Nun könnte jedoch auch hervorgebracht werden, dass der Erfolg des Partners/der Partnerin nicht zwangsläufig ein Misserfolg für die andere Person sein muss. Im Gegenteil: Dass der Partner/Ihre Partnerin zum Vorsitzenden des lokalen Vereins gewählt ist nur ein Misserfolg, wenn beide um denselben Posten konkurrierten. Dadurch, dass sich Partnerschaften oftmals durch eine enge Verflochtenheit kennzeichnen, könnte gar gemutmasst werden, dass der Erfolg des/der einen auch positiv für den/die andere zu bewerten ist und mit einer Steigerung des Selbstwertgefühls einhergeht.
Trotz bisheriger Forschung bleibt es demnach unklar, welche Rolle Erfolg/Misserfolg für das Selbstwertgefühl der PartnerInnen spielt. Die ForscherInnen Ratliff und Oishi sind dieser Fragestellung in fünf Experimenten auf den Grund gegangen. Eine Besonderheit ihrer Studie ist es, dass sie nicht nur explizit den Selbstwert von Personen erfragten (d.h., explizit danach fragten, ob sich die Teilnehmenden für eine wertvolle Person hielten), sondern auch implizit. Implizite Bewertungen finden ausserhalb des eigenen Bewusstseins statt und liefern damit eine Ergänzung zu den expliziten Befragungen. Sie werden oftmals anhand des Impliziten Assoziationstests erfasst, bei welchem die Stärke des Zusammenhangs zwischen zwei Kategorien (z.B., die Person selbst und andere) und zwei Bewertungseigenschaften (z.B., gut und schlecht) erfasst wird. Entscheidend ist, wie schnell die Versuchsperson die ihr gezeigten Objekte den Kategorien anhand zweier Computertasten zuordnen kann. Um empirisch zu beantworten, ob erfolgreiche Partner/Partnerinnen ein Risiko für den eigenen Selbstwert darstellen, waren die Forschenden Ratliff und Oishi kreativ, indem sie variierten, wie der Erfolg/Misserfolg des Partners/der Partnerin vermittelt wurde: In Experiment 1 teilten sie ihren Versuchsteilnehmenden mit, dass ihr Partner/ihre Partnerin beim Abschneiden eines Tests entweder in den obersten 12% oder in den untersten 12% der Vergleichsgruppe lag. In den weiteren vier Experimenten liessen sie die Versuchspersonen eine Zeit beschreiben, in der ihr Partner/ihre Partnerin besonders erfolgreich oder weniger erfolgreich war. In Experiment 5 verfeinerten die ForscherInnen ihr Design weiter, in dem sie den Versuchsteilnehmenden nicht nur Auskunft über den Erfolg des Partners/der Partnerin gaben, sondern auch Auskunft über ihren eigenen Erfolg. Die Vermutung dahinter war, dass der Erfolg des Partners/der Partnerin insbesondere dann einen Einfluss auf den eigenen Selbstwert hat, wenn die Personen selbst wenig erfolgreich waren. In jedem dieser Experimente wurde im Anschluss der explizite und implizite Selbstwert erfasst. Über alle fünf Experimente hinweg zeigen die Ergebnisse, dass der implizite Selbstwert von Männern tiefer war, wenn ihre Partnerin erfolgreich war. Interessanterweise machte es keinen Unterschied, ob ihnen gesagt wurde, dass sie selbst erfolgreich oder wenig erfolgreich seien. Dies lässt die ForscherInnen darauf schliessen, dass männliche Versuchsteilnehmer den Erfolg ihrer Partnerin automatisch so interpretieren, dass ihre Partnerinnen erfolgreicher als sie selbst seien. Der implizite Selbstwert von Frauen war nicht vom Erfolg/Misserfolg ihres Partners tangiert. Hervorzuheben sei, dass es auch keinen Effekt auf den expliziten Selbstwert der Männer und Frauen gab. Was könnten Gründe dafür sein, dass Männer eine Reduktion ihres impliziten Selbstwertgefühls erleben, wenn ihre Partnerinnen erfolgreich waren? Eine Erklärung, welche die ForscherInnen dafür liefern, ist, dass Männer eher dazu neigen, kompetitiv zu sein und einen Erfolg der Partnerin dahingehend interpretieren, dass sie selbst nicht gut seien und damit automatisch einen Misserfolg für sich verbuchen. Dem anschliessend vermuteten die ForscherInnen, dass ihre Ergebnisse auf Rollenstereotype in der Gesellschaft zurückzuführen seien. Gesellschaftliche Erwartungen legen an Männer (immer noch) den Massstab, dass sie stark, kompetent und erfolgreich sein sollten. Verbuchen sie durch den Erfolg ihrer Partnerin nun automatisch einen Misserfolg für sich selber, erleben sie dies als Bedrohung, was wiederum ihr Selbstwertgefühl senkt. Auch wird vermutet, dass Eigenschaften wie Kompetenz und Erfolg Attribute bei Männern sind, auf welche die Frauen bei der Partnerwahl Wert legen. Denken Männer nun, dass sie nicht erfolgreich seien, vermag dies die Angst auslösen, dass ihre Partnerin sie nicht mehr als attraktives Gegenüber erlebt und sie verlassen könnte. Welche Schlüsse können aus dieser Studie gezogen werden? Zum einen zeigen die Ergebnisse, dass individuell erlebter Erfolg und Misserfolg in die Beziehung hineingebracht wird und dass vor allem Männer implizit auf den Erfolg ihrer Partnerin reagieren und sich weniger wertvoll fühlen. Bei Frauen wurden diese Ergebnisse nicht gefunden. Dies legt nahe, dass Beziehungen nicht frei von gesellschaftlichen Rollenstereotypen sind. Zum anderen sollten die Ergebnisse dieser Studie auch mit Vorsicht genossen werden, wenn sie auf ein einzelnes Paar übertragen werden. Dies vor allem, da die ForscherInnen nur Einzelpersonen untersuchten und einen relativ kurzen Erhebungszeitraum abdeckten, sodass keine Aussagen über (heterosexuelle und homosexuelle) Paardynamiken gemacht werden können. Für künftige Forschung ist es demnach entscheidend, diesen Forschungsstrang weiter auszuweiten und zu untersuchen, wie Erfolg/Misserfolg von beiden PartnerInnen empfunden wird und im täglichen Miteinander über die Zeit hinweg erlebt wird. Vielleicht werden ja bald Männer wie Frauen mit Jubelsprüngen zuhause begrüsst, wenn sie von einem Erfolgserlebnis berichten. Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Janina Bühler verfasst. Bildquelle: www.barbara-egin.de Menschen unterscheiden sich darin, wie stark ihr Bedürfnis nach Freiheit und Unabhängigkeit in einer Partnerschaft ist. In dieser Woche schauen wir uns an, wie Paare ihr Unabhängigkeitsbedürfnis durch gemeinsames oder getrenntes Wohnen regulieren und was das für die Beziehungsqualität bedeutet. Eine Studie von Birk Hagemeyer, Felix D. Schönbrodt, Franz J. Neyer, Wiebke Neberich, und Jens B. Asendorpf (2015) Nähe und Zusammengehörigkeit sind bedeutsame Zutaten für eine gut funktionierende Beziehung. Trotzdem ist es für viele Menschen auch innerhalb von Partnerschaften nötig sich ein gewisses Mass an Eigenständigkeit zu bewahren. Es stellt sich die Frage, wie Menschen, denen Ihre Unabhängigkeit sehr wichtig ist mit der Nähe einer Partnerschaft umgehen.
Birk Hagemeyer und Kollegen von der Universität Jena, München und Berlin haben sich angeschaut, wie Personen, denen die eigene Unabhängigkeit besonders wichtig ist, ihre räumliche Nähe zum Partner bzw. zu Partnerin gestalten. Genauer gesagt, haben die Wissenschaftler/innen untersucht, welche Wohnformen Partner/innen wählen, deren Unabhängigkeitsbedürfnis mehr oder weniger stark ausgeprägt ist, d.h. ob sie eher mit ihren Partner/innen zusammen wohnen oder in getrennten Wohnungen leben. Um diese Frage zu beantworten, haben sie 548 gegengeschlechtliche Paare unter anderem darum gebeten, Auskunft zu Ihrer aktuellen Wohnsituation, ihrem Unabhängigkeitsbedürfnis, den Konflikten in Ihrer Partnerschaft und zu ihrer Beziehungsqualität zu geben. In der Untersuchung zeigte sich, dass Personen, die einen grösseren Wert auf ihre persönliche Unabhängigkeit legten, häufiger getrennt von ihrem Partner/ ihrer Partnerin lebten. Dieser Zusammenhang liess sich jedoch nur für Paare beobachten, bei denen die Partnerin nicht mehr im gebärfähigen Alter war. Die Wissenschaftler/innen schlussfolgern daraus, dass sich Menschen ein Lebens- und Wohnumfeld schaffen, dass ihrem persönlichen Bedürfnis nach Unabhängigkeit entspricht. Dies scheint jedoch vor allem dann zum Tragen zu kommen, wenn andere Beziehungsziele, wie die Gründung einer Familie und die Erziehung von Kindern, nicht mehr im Vordergrund steht. Anhand der gesammelten Fragebogendaten konnte ausserdem untersucht werden, wie ein höheres Bedürfnis nach Eigenständigkeit mit der Qualität von Paarbeziehungen zusammenhängt. Die Ergebnisse sprachen dafür, dass es in Partnerschaften häufiger zu Konflikten kam und dass beide Partner/innen die Qualität ihrer Beziehung als tiefer einschätzten, wenn der Mann von einem hohen Unabhängigkeitsbedürfnis berichtete. Interessanterweise zeichnete sich dieses negative Bild jedoch vordergründig in Partnerschaften von Männern ab, die ein hohes Unabhängigkeitsbedürfnis angaben und gleichzeitig mit ihren Partnerinnen zusammenwohnten. Bei getrennt wohnende Paaren konnten hingegen positive Zusammenhänge zwischen einem höheren Unabhängigkeitsstreben und der Beziehungsqualität beobachtet werden. Die Wissenschaftler/innen erklären sich diesen Befund damit, dass es häufiger zu Frustrationen und Unstimmigkeiten kommen kann, wenn Männer, denen ihre Freiheit sehr wichtig ist, viel räumliche Nähe aushalten müssen. Gleichzeitig könnten sich ihre Partnerinnen dadurch verletzt fühlen, dass der Mensch mit dem sie zusammenwohnen, einen grösseren Abstand benötigt. Unklar bleibt jedoch, weshalb sich diese Zusammenhänge nur bei Männern mit einem hohen Unabhängigkeitsbedürfnis beobachten liessen, nicht aber bei Frauen. Die Befunde legen nahe, dass es, wie so oft, kein gut oder schlecht gibt, wenn es um das Bedürfnis nach Unabhängigkeit und die Qualität von Paarbeziehungen geht. Stattdessen scheint alles eine Frage der Passung zu sein und diese Passung kann sich auch in der Wohnform von Paaren widerspiegeln. Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Jenna Wünsche verfasst. Bildquelle: Jacquelynjbenson Vergleichen wir unser Glück mit anderen und wenn ja, geschieht dies auch innerhalb von Partnerschaften? Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den Zufriedenheitsunterschieden zwischen Partner/innen und findet spannende Ergebnisse. Zur Bearbeitung hier klicken. Eine Studie von Cahit Guven, Claudia Senik und Holger Stichnoth (2012) Diese Woche geht es um Glück, oder wie es Psycholog/innen nennen: Lebenszufriedenheit. Und zwar besteht die Lebenszufriedenheit oder das Glück von Menschen aus verschiedenen Bewertungen und Empfindungen. Beispielsweise schätzen Personen ihre allgemeine Lebenszufriedenheit höher ein, wenn sie auch in verschiedenen Lebensbereichen zufriedener sind, wie beispielsweise bei der Arbeit, mit der Partnerschaft oder den Hobbies. Die Lebenszufriedenheit oder das Glück, das wir empfinden, kann sich in Partnerschaften unterscheiden. Vielleicht ist eine/r der Partner/innen zufriedener mit dem Leben im Vergleich zum/zur anderen. Cahit Guven von der Deakin University in Australien hat sich gemeinsam mit Claudia Senik und Holger Stichnoth aus Universitäten in Frankreich angeschaut, ob ein solcher Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen Partner/innen eine Trennung vorhersagen könnte. Die Forschenden verwendeten dafür Daten aus drei repräsentativen Studien aus Deutschland, Grossbritannien und Australien (eine zusammengefasste Stichprobe von über 140,000 Paaren), die jährliche Befragungen durchführen. Jedes Jahr werden dabei die Teilnehmenden gefragt, wie zufrieden sie allgemein mit ihrem Leben sind. Mit dieser Angabe und unter Kontrolle von anderen wichtigen Faktoren, wie beispielsweise Alter, Ausbildung, Anzahl der Kinder und Einkommen, konnten die Forschenden untersuchen, ob ein Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen den Partner/innen vorhersagen kann, welches Paar sich im nächsten Jahr trennen oder scheiden lassen wird. Tatsächlich fand sich, dass je grösser ein Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen Partner/innen war, desto wahrscheinlicher war es, dass sich das Paar im nächsten Jahr trennen oder scheiden lassen würde. Dieser Effekt war mehr als doppelt so hoch, wenn die Frau unglücklicher war als der Mann. In zwei der drei untersuchten Länder wurden ausserdem Angaben dazu gemacht, wer die Scheidung initiierte. In beiden Ländern, waren es vorwiegend Frauen, die eine Scheidung in die Wege leiteten und diese Frauen hatten auch durchschnittlich eine tiefere Lebenszufriedenheit. Die Autor/innen schliessen daraus, dass sich Frauen nicht nur deshalb eher trennen, weil sie insgesamt unzufrieden sind, sondern, weil sie unzufriedener als ihre Partner sind. Dies lässt vermuten, dass in Partnerschaften nicht nur die absolute Zufriedenheit zählt, sondern die Zufriedenheit im Vergleich zum Partner/zur Partnerin. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst. Bildquelle: Pixabay |