Das Gewicht von Babys zu schätzen führt dazu, dass Frauen früher heiraten wollen. Eine Studie von Charles Lord, Christopher Holland und Sarah Hill (2018) Die Entscheidung Ihren Partner oder Ihre Partnerin zu heiraten ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die Sie im Leben treffen können. Solche Entscheidungen sollten nie leichtfertig getroffen werden, und wir Menschen reden uns oft ein, dass wir wichtige Lebensentscheidungen basierend auf klarem Denken und Vernunft treffen. Aber in der Realität sind unsere Einstellungen oft durch unbewusste Prozesse geformt, und insbesondere in Herzensangelegenheiten ist es vermutlich wahrscheinlicher, dass wir durch äussere Umstände beeinflussen lassen, als dass wir es nicht tun. Charles Lord und seine Kollegen von der Texas Christian University luden 120 unverheiratete junge Männer und Frauen ein, um an einer Studie zur Wahrnehmung von Gewichten teilzunehmen. Den Freiwilligen wurden Bilder von Objekten gezeigt, die zu einer bestimmten Kategorie gehörten, wie zum Beispiel zu Obst. Die Aufgabe der Teilnehmenden bestand darin, die drei Objekte – etwa eine Banane, eine Orange und eine Zitrone – nach dem Gewicht zu ordnen, von schwer bis leicht. Die Freiwilligen bewerteten Objekte aus mehreren Kategorien, darunter Fahrzeuge, Kleidung und elektronische Geräte. Wenn Sie sich nun fragen, was eine Studie mit dem Schätzen des Gewichts von Mobiltelefonen, Schraubenschlüsseln und Sportwagen mit der Ehe zu tun hat, ist das genau der Punkt. Die raffinierten Psychologen hatten die Aufgaben so entworfen, dass der wichtigste Teil des Experiments verborgen war. Als nächstes wurden die Freiwilligen geheim in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Hälfte der Freiwilligen, die Kontrollgruppe, schätzte nur unbelebte Objekte, die andere Gruppe wurde zudem gebeten, eine Reihe von lächelnden Babyfotos zu ordnen. Nun hatte das Forschungsteam eine Gruppe von Personen, die Bilder von niedlichen Säuglingen gesehen hatten und eine andere, die dies nicht hatte. Dann begannen die Freiwilligen mit dem, was sie für eine zweite Aufgabe hielten: Ein Fragebogen über ihre zukünftigen Lebenspläne. Unter einer langen Liste von Füllfragen war die eine Frage, die das Forschungsteam interessierte: In welchem Alter würden Sie gerne heiraten? Im Allgemeinen wollten Frauen in einem jüngeren Alter heiraten als Männer: Etwa sechs Jahre in der Zukunft verglichen zu siebeneinhalb Jahren bei Männern. Nach der Betrachtung der Babyfotos wollten Frauen allerdings früher heiraten: Etwa 5.5 Jahre in der Zukunft bei den Frauen, die die Babyfotos gesehen hatten, verglichen zu 6.7 Jahren in der Zukunft bei Frauen, die die Babyfotos nicht gesehen hatten. Das Gewicht von drei Babys anhand deren Fotos zu schätzen, führte also dazu, dass junge Frauen mehr als ein Jahr früher heiraten wollen! Und was ist mit den Männern? Männer, die die Babys gesehen hatten, wollten später heiraten, obwohl der Unterschied zwischen Männern, die die Babys gesehen hatten und denjenigen, die sie nicht gesehen hatten, so klein war, dass wir uns nicht sicher sein können, ob der Unterschied bei einer Wiederholung des Experiments wieder auftreten würde. Ein weiteres interessantes Resultat war, dass sich Männer und Frauen einig waren, wie lange sie mit dem Heiraten warten wollen, wenn sie die Babyfotos nicht gesehen hatten. Es war nur bei denen, die die Babyfotos gesehen hatten, bei denen sich ein klarer Unterschied zwischen Männern und Frauen zeigte. Trotzdem frage ich mich, ob es wirklich um Kinder geht. Was würde passieren, wenn Menschen Bilder von lächelnden Erwachsenen gezeigt würden? Sowohl lächelnde Babys als auch lächelnde Erwachsene führen vermutlich dazu, dass wir uns sozialer fühlen. Und vielleicht stehen Frauen, wenn sie dazu gebracht werden sich sozialer zu fühlen, auch einer früheren Heirat positiver gegenüber. Es könnte sogar ein Stimmungseffekt sein: Bilder von Babys machen uns glücklich, aber ebenso Bilder von niedlichen Tieren. Führen Bilder von Welpen oder jungen Kätzchen dazu, dass Männer oder Frauen schneller heiraten wollen? Der einzige Weg sicher zu sein, dass es beim Baby-Effekt wirklich um Babys geht, ist auf das zu fokussieren, was Babybilder von anderen Bildern unterscheiden. Bis dahin könnten Männer, die nicht so erwartungsvoll auf das Heiraten warten, es erwägen, ihre Freundinnen von Bildern mit niedlichen Babys weg zu steuern. Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst, und von Sabrina Brunner übersetzt. Bildquelle: stepram/Flickr Zur Bearbeitung hier klicken.
Work-Life Balance ist in der heutigen Zeit ein hochaktuelles Thema. Speziell gehört dazu auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denn Arbeit und Familie sind für viele Menschen zwei der wichtigsten Lebensbereiche. Doch funktioniert der Balanceakt oder leidet unweigerlich einer der beiden Bereiche? Studien von Jesse Michel, Lindsey Kotrba, Jacqueline Mitchelson, Malissa Clark und Boris Baltes (2011) sowie Laurent Lapierre, Yanhong Li, Ho Kwong Kwan, Jeffrey Greenhouse, Marco DiRenzo und Ping Shao (2016) Die Gründung einer eigenen Familie ist für viele Paare irgendwann ein Thema und stellt Paare oft vor herausfordernde Fragen: Wollen wir das eigentlich? Und was bedeutet das für den Beruf? Ist es überhaupt möglich eine erfolgreiche Karriere mit einer Familie zu kombinieren – oder kommt es dabei zwangsläufig zu Problemen?
„Du arbeitest zu viel, nie hast du Zeit für mich und unsere Kinder!“ Oder „Wir brauchen Sie heute hier, wo sind Sie mit Ihren Gedanken?“ Sowohl eine Familie als auch die Arbeit fordern Zeit und Energie. Ressourcen, die nur beschränkt vorhanden sind, wobei ein Mangel zu Konflikten zwischen den beiden Bereichen führen kann. Diese Zerrissenheit ist wiederum sehr belastend und kann zu erhöhter Anspannung und depressiven Verstimmungen führen. Gleichzeitig schaffen sowohl das Familienleben als auch die Arbeitswelt Lebensqualität und Ressourcen, die auch für den jeweils anderen Bereich nützlich sind. Dies können beispielsweise materielle Ressourcen wie Geld sein, die durch Arbeit erworben werden und auch für die Familie oder Partnerschaft Möglichkeiten eröffnen. Aber erworbene Fähigkeiten, wie beispielsweise Leitungserfahrung, oder eine höhere Lebenszufriedenheit spielen eine Rolle, denn wir alle wissen; zufriedene Menschen sind angenehmer im Umgang - egal ob in der Arbeit, in der Partnerschaft oder in der Familie. Die Frage ist also: Beruf und Familie – Konflikt oder Bereicherung? Die Forschung zeigt: Es kommt darauf an... Die Forschungsgruppe um Jesse Michel aus Florida widmete sich der Frage, welche Faktoren zu vermehrtem Konflikt zwischen Arbeit und Familie führen. Dabei untersuchte sie die Forschungsbefunde von beinahe 150 bisherigen Studien und konnte zeigen, dass insbesondere Stress bei der Arbeit oder in der Familie, sowie eine zu hohe Arbeitsbelastung, mit einem verstärkten Konfliktpotential zwischen den beiden Bereichen zusammenhängen. Doch Arbeit und Familie muss nicht immer als eine doppelte Belastung empfunden werden. Laurent Lapierre, ein Psychologe aus Kanada, und sein Team untersuchten Faktoren, die dazu beitragen, dass die Kombination von Familie und Arbeit als bereichernd wahrgenommen wird. Dazu berücksichtigen sie die Resultate von rund 170 bisherigen Studien. Dabei zeigte sich, dass Personen, die sich von der Familie sowie den Arbeitskollegen oder Kolleginnen unterstützt fühlen, die Kombination auch eher als bereichernd empfinden. Auch eine familienfreundliche Unternehmenspolitik und Arbeitskultur sowie mehr Autonomie bei der Arbeit scheinen dies zu fördern. Und natürlich spielen auch persönliche Eigenschaften eine Rolle. So empfinden beispielsweise emotional stabilere Menschen die Kombination oft als weniger konfliktbehaftet. Zusammenfassend kann man also sagen: Der Balanceakt zwischen Familie und Beruf hat das Potential beides zu sein: Konfliktreich oder bereichernd– möglicherweise auch beides gleichzeitig. Eine eindeutige Antwort gibt es also nicht - am Ende muss jedes Paar und jede Familie im Rahmen der eigenen Situation und Möglichkeiten einen geeigneten Weg finden. Dieser Blogpost wurde von Sabrina Brunner, B.Sc. verfasst. Bildquelle: Nikyam/Flickr Manchmal können kleine Worte und Taten des Partners/der Partnerin einen tiefen Stich versetzen. In dieser Woche geht es darum, ob eine hohe Verbundenheit mit der Partnerschaft gegen solche Stiche schützt oder ob sie einen eher verletzbar macht. Eine Studie von Emilie Auger, Danielle Menzies-Toman und John E. Lydon (2017) Sei es ein unsensibler Kommentar, ein vergessener Geburtstag oder die fehlende Unterstützung beim Streit mit den Schwiegereltern. Es ist kein Geheimnis, dass der Beziehungsalltag nicht nur von rosaroten Momenten, sondern auch durch schwierigere Erfahrungen geprägt sein kann.
Personen unterscheiden sich jedoch darin, wie stark sie sich solche negativen Paarmomente zu Herzen nehmen und wie sehr ihr Beziehungsglück durch Erfahrungen ins Wanken gerät. Es stellt sich also die Frage, welche Faktoren die Zufriedenheit in der Partnerschaft gegen die kleineren und grösseren Enttäuschungen schützen können. Wissenschaftler /-innen von der McGill University in Kanada sind dieser Frage nachgegangen und haben untersucht, ob es eine Rolle spielt, wie stark man sich selbst mit der eigenen Partnerschaft identifiziert. Man geht davon aus, dass Personen, die über eine hohe Beziehungs-Identifikation verfügen, ihre Partnerschaft als einen zentralen und wichtigen Teil ihrer Person betrachten und daher grossen Wert darauf legen, ihre Beziehung zu schützen und aufrecht zu erhalten. Doch sollten Sie deshalb auch weniger empfindlich auf Enttäuschungen durch den Partner / die Partnerin reagieren? Oder reagieren Sie sogar sensibler? Um diese Frage zu beantworten haben die Wissenschaftler / -innen 63 Paare über zwei Wochen zu ihren alltäglichen positiven und negativen Beziehungserfahrungen befragt und sie ausserdem darum gebeten, ihre Identifikation und Zufriedenheit mit ihrer Partnerschaft anzugeben. Dabei ergab sich ein spannender Befund: Personen, die sich stärker mit ihrer Beziehung identifizierten, reagierten kurzfristig stärker auf negative Erfahrungen mit dem Partner / der Partnerin, als Personen, die ihre Beziehung weniger stark in ihr Selbstbild integrierten. Das heisst, ihre tägliche Beziehungszufriedenheit war in stärkerem Masse davon abhängig, ob es am selben Tag zu Enttäuschungen durch den Partner / die Partnerin gekommen ist. Langfristig zeichnete sich jedoch ein anderes Bild ab. Personen mit einer höheren Beziehungsidentifikation zeigten am Ende der zwei Wochen (verglichen mit dem Beginn) eine stabil hohe Zufriedenheit mit ihrer Partnerschaft, unabhängig davon, wie viele negative Erfahrungen sie im Alltag mit dem Partner / der Partnerin gemacht haben. Personen mit einer niedrigen Beziehungsidentifikation waren hingegen am Ende der zwei Wochen deutlich unzufriedener mit ihrer Beziehung, wenn sie viele negative Erfahrungen mit dem Partner / der Partnerin gemacht haben. Was lässt sich daraus schlussfolgern? Wer sich besonders stark mit der eigenen Beziehung verbunden fühlt, kann auch leichter durch den Partner / die Partnerin verletzt werden. Langfristig scheint eine höhere Beziehungsidentifikation jedoch vorteilhaft zu sein, da sie das wahrgenommene Beziehungsglück gegen Stolpersteine des Alltags abschirmt. Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Jenna Wünsche verfasst. Bildquelle: Peakpx Aus der Sicht der Psychoanalyse legen frühkindliche Beziehungen die Grundlage für unsere Beziehungen im weiteren Lebensverlauf. Stimmt das? Eine Studie von Vivian Zayas, Walter Mischel, Yuichi Shoda und J. Lawrence Aber (2011) Eine weitverbreitete Annahme geht davon aus, dass frühkindliche Erfahrungen unsere Beziehungen im späteren Leben beeinflussen. Es gibt aber leider wenig längsschnittliche Studien, die tatsächlich Kleinkinder bis ins Erwachsenenalter untersucht haben. Dabei spielt besonders die Beziehung und das ‘Caregiving’ der Mutter zum Kleinkind eine besondere Rolle, da Mütter meist die Hauptbezugsperson im frühkindlichen Alter sind.
Vivian Zayas und ihre Kolleg/innen haben deshalb 36 Kleinkinder und ihre Mütter mit 18 Monaten untersucht und ein weiteres Mal mit 22 Jahren. Dabei wollten sie untersuchen wie das Umsorgen der Mutter im Kleinkindalter etwas damit zu tun haben könnte, welche Bindung Personen im Erwachsenenalter zu ihnen nahestehenden Menschen haben. Um das mütterliche Verhalten mit ihren 18-monatigen Kindern zu messen, wurden diese jeweils zwei Mal gebeten in einem Raum mit Spielsachen 5 und 3 Minuten lang miteinander zu spielen. Dabei wurden die Spielsequenzen gefilmt und diese Videoaufnahmen im Anschluss ausgewertet. Dabei wurden u.a. Aspekte wie Gesichtsausdruck, Kontrolle, Stimmausdruck und Körperkontakt der Mutter auf den drei Dimensionen sensibel, kontrollierend und unempfänglich bewertet. Den damals Kleinkindern wurden in einer Nachfolgeuntersuchung im Alter von 22 Jahren Fragebogen zur Bindung in nahen Beziehungen geschickt. Sie füllten den Fragebogen über ihre nahen Beziehungen im Allgemeinen, ihre Bindung zu ihrem Vater, ihrer Mutter, zu ihrem besten Freund/ihrer besten Freundin und zum Partner/zur Partnerin aus. Hatte das Verhalten der Mütter in der Spielsituation mit 18 Monaten tatsächlich etwas mit späteren Beziehungen zu tun? Die Autor/innen fanden, dass je sensibler die Mutter auf das Kleinkind eingehen konnte während der Spielinteraktion, desto weniger ängstlich und vermeidender war dessen Beziehung zum späteren romantischen Partner/in. Zudem war die betreffende Person weniger vermeidend dem besten Freund/der besten Freundin gegenüber gebunden. Das Gegenteil wurde für kontrollierendes Mutterverhalten gefunden: je kontrollierend die Mutter während des Spiels war, desto vermeidender und ängstlicher war die betreffende Person an ihre/n romantische/n Partner/in gebunden und desto vermeidender auch an den besten Freund/die beste Freundin. Unempfängliches Verhalten jedoch, hing nicht mit späterer Bindung zusammen. Zudem fanden sich auch keine Zusammenhänge zwischen den mütterlichen Verhalten und der späteren Bindung zu den Eltern oder dem generellen Bindungsmuster in nahen Beziehungen. Diese Studie liefert erste längsschnittliche Ergebnisse bezüglich Mutterverhalten im Kleinkindalter und späteren Beziehungen des Kindes. Jedoch muss hier erwähnt werden, dass die untersuchte Stichprobe sehr klein und selektiv war. Deshalb können die Ergebnisse nicht generalisiert werden. Es bedarf deshalb noch weiterer Untersuchungen um wirklich zu bestätigen, ob mütterliches Verhalten im Kleinkindalter tatsächlich erklären kann, warum einige Menschen im Erwachsenenalter unsichere Bindungen zu ihrem Partner/ihrer Partnerin erleben. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst. Bildquelle: Pixabay |