Die Untersuchungen eines schottischen Forschungsteams zeigen, dass die raue Umgebung eines Armee-Trainingslagers die Gesichtspräferenzen der Trainierenden beeinflusst. Eine Studie von Carlota Batres and David Perrett (2017) Obwohl viele von uns gerne denken möchten, dass wir einen bestimmten „Typ“ Menschen haben, den wir anziehend finden, hat die Forschung gezeigt, dass unsere Präferenzen durch die Umgebung, in der wir leben, geprägt werden können.
In rauen Umgebungen, in denen Nahrung schwer zugänglich ist und Infektionskrankheiten eine echte Bedrohung darstellen, bevorzugen die Menschen schwerere Partner/innen. Das macht Sinn: Untergewichtige Personen überleben harte Zeiten tendenziell weniger, während diejenigen, die etwas mehr Polster haben, mit Nahrungsmittelknappheit oder akuter Krankheit besser fertig werden können. Weitere interessante Forschung zeigt, dass diese Präferenzen vermutlich nicht unveränderlich sind: Menschen, die kürzlich von einem unwirtlichen in ein komfortables Umfeld gewechselt haben, zeigen Präferenzen, die etwa in der Mitte zwischen denen der lebenslangen Bewohner/innen beider Orte liegen. Was Forschende (bis jetzt) nicht getan haben, ist zu überprüfen, ob eine Veränderung in der Umwelt zu einer Veränderung der Präferenzen derselben Person führt. Aus offensichtlichen Gründen ist die Beantwortung dieser Frage ziemlich knifflig: Wir können Menschen nicht einfach aus einer angenehmen Umgebung nehmen und sie in einem apokalyptischen Höllenloch deponieren, oder? Carlota Batres und David Perrett von der Universität St. Andrews in Schottland wählten die nächstbeste (oder nächstschlechteste?) Alternative. Sie untersuchten Kadetten in einem Universitäts-Offiziers-Trainings-Korps, als diese 10 Tage lang ein zermürbendes Trainingslager durchliefen. Am Tag bevor das Lager begann, wurden den Kadetten Gesichter auf einem Computerbildschirm gezeigt. Ihre Aufgabe bestand darin, einen Schieberegler in die eine oder andere Richtung zu bewegen, um das Aussehen dieser Gesichter so anzupassen, dass sie mehr oder weniger fett erscheinen (in der Sprache der Wissenschaftler "adipös"), bis die Gesichter für sie am attraktivsten waren. Ein paar Tage später in der Mitte des Trainingslagers führten die Kadetten die Aufgabe wieder durch. Nach nochmals ein paar weiteren Tagen sahen die Kadetten die Gesichter zum dritten und letzten Mal. Sie hatten anderthalb Wochen damit verbracht, sich durch Unterwassertunnel zu schleppen, im Morgengrauen aufzustehen, um auf schlammigen Feldern auf und ab zu gehen, und Toiletten mit Zahnbürsten zu putzen. Hatten sich nach all diesen Mühen ihre Gesichtspräferenzen verändert? Batres und Perrett fanden heraus, dass männliche Kadetten während des Boot-Camps von einer vorherigen Präferenz für untergewichtige Frauen zu der Präferenz für etwas schwerere (wenn auch nicht übergewichtige) Frauen wechselten. Das ist ein guter Beweis dafür, dass das harte Lagerregime die Präferenzen der Männer veränderte. Die Veränderung trat sehr schnell ein, innerhalb von drei Tagen, und blieb bis zur letzten Sitzung stabil. Dies deutet darauf hin, dass das Verbleiben in einer konstant harten Umgebung den Effekt nicht zusätzlich verstärkt. Weibliche Kadetten änderten ihre Präferenzen für Adipositas in den Gesichtern der Männer nicht. Allerdings war die Anzahl der getesteten weiblichen Kadetten auch eher gering. Dennoch vermuten Batres und Perrett, dass Männer sich bei der Evolution so entwickelt haben, dass sie speziell auf das Gewicht der Frauen achten, wenn sich die Umweltbedingungen verschlechtern, da das Körpergewicht eng mit der weiblichen Fruchtbarkeit zusammenhängt. Für Frauen ist es dagegen möglicherweise weniger wichtig, Gewichtsveränderungen bei Männern zu beachten. Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst. Bildquelle: West Point/Flickr Kommentare sind geschlossen.
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