Können wir eine Beziehung mit jemandem beginnen, der uns nur als Freund/in ansieht? Eine Studie von Edward Lemay und Noah Wolf (2016) Vielleicht hatten Sie das Glück, noch nie von der Freundschafts-Zone [engl. “friend-zone”] gehört zu haben. Es ist die Schublade, in die uns attraktive Menschen stecken, wenn sie entscheiden, dass wir definitiv kein Beziehungs-Material sind. In die Freundschafts-Zone einzutreten, ist wie das Übertreten des Ereignishorizonts eines schwarzen Lochs; genauso wie Licht einem schwarzen Loch nicht entkommen kann, kann ein/e Freund/in der Freundschafts-Zone nicht entkommen. Zumindest ist das die Laientheorie. Aber was sagt die Forschung dazu? Wenn Sie sich für eine Freundin/einen Freund interessieren, von der/dem Sie annehmen, dass Sie fest in die Freundschafts-Zone platziert wurden, können Sie die Person dazu bringen, Ihre Eignung als PartnerIn nochmals zu überdenken? Das war die Frage, die Edward Lemay und Noah Wolf von der Universität Maryland beantworten wollten. Für ihr erstes Experiment rekrutierten die Forscher 127 Paare mit einer platonischen Männer-Frauen-Freundschaft. Alle Freiwilligen beantworteten eine Reihe von Fragebögen über ihre Anziehung zu der Freundin/dem Freund, wie sehr sie das Gefühl hatten, dass ihre Anziehung erwidert wurde und ob sie je versucht hatten, eine romantische Beziehung mit dem Freund/der Freundin einzugehen. Lemay und Wolf fanden, dass die Anziehung zwischen den Personen auch von dem Freund/der Freundin erkannt wurde. In anderen Worten; wir können mit ziemlicher Genauigkeit sagen, ob unser Freund/unsere Freundin von uns angezogen ist. Lemay und Wolf fanden auch, dass Personen, die von dem Freund/der Freundin angezogen waren, auch das Gefühl hatten, dass ihre Anziehung erwidert wurde: Wir projizieren unsere Gefühle auf unseren Freund/unsere Freundin, und nehmen an, dass wenn wir die Person mögen, sie uns auch mögen muss. Dieser Effekt war stärker als der Genauigkeits-Effekt. Kurz gesagt, wir erliegen einer Illusion. Aber diese Illusion könnte nützlich sein. Wenn wir davon überzeugt sind, dass unser Freund/unsere Freundin von uns ebenso angezogen ist, wie wir von ihm/ihr ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass wir versuchen eine romantische Beziehung zu initiieren. Eine Möglichkeit, die wir vielleicht nicht genutzt hätten, wenn unsere Wahrnehmung genauer gewesen wäre. Wenn wir gewusst hätten, dass die Person sich nicht auf dieselbe Art für uns interessiert hat, wie wir sie, dann wären wir für immer auf die Freundschaftszone beschränkt gewesen. Bestimmt haben Sie nun aber bereits einen Fehler in diesem Plan entdeckt. Wenn Sie einen Freund/eine Freundin anmachen, der/die Sie weniger mag als umgekehrt, dann werden Sie sicherlich einen Korb bekommen. Was ist also der Gewinn der illusorischen Selbstüberschätzung? Lemay und Wolf führten ein zweites Experiment durch und untersuchten 102 platonische Männer-Frauen-Freundschaftspaare über den Verlauf eines Monats. Das erlaubte ihnen zu sehen, wie sich die Wahrnehmung der Personen einander gegenüber über die Zeit entwickelte. Sie fanden, dass Personen, deren Freund/in versuchte mit ihnen eine romantische Beziehung einzugehen, diese/n mit der Zeit mehr begehrten. Wie es Lemay und Wolf formulierten: “Zu Beginn verzerrte Wahrnehmungen scheinen ein Verhalten zu motivieren, das dazu führt, dass die Zielpersonen [der begehrte Freund/die begehrte Freundin] diese Wahrnehmung bestätigen, das Kennzeichen einer selbst-erfüllenden Prophezeiung.” Nun sind Sie gewappnet: Mit konzentrierter Anstrengung können Sie einen Ausweg aus der Freundschafts-Zone finden. Wenn Sie einen Freund/eine Freundin bewundern und es die Person wissen lassen, könnte Ihr Begehren das dieser Person ebenfalls entzünden und zu einer langen und erfüllenden Beziehung führen. Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst. Bildquelle: NBC Wählen wir einen Partner / eine Partnerin, die unserem Ideal entspricht? Oder passen wir unser Ideal der auserwählten Person an? Eine Studie von Tanja Gerlach und Kollegen (in Druck) Wenn es um die Partnersuche geht, haben viele von uns einen bevorzugten “Typ”: Eine Reihe von idealen Eigenschaften, die Mr. oder Mrs. Right mitbringen soll.
Natürlich können wir uns bei einem Partner / einer Partnerin wünschen, was immer wir wollen. Wenn es jedoch um die tatsächliche Partnerwahl geht, sind wir eingeschränkt. Wenn wir jemanden wählen, muss diese Person uns ebenfalls wählen. Und es gibt keine Garantie dafür, dass jemand, der uns anziehend findet, gleichzeitig unserem Ideal entspricht. Lange Zeit nahmen viele WissenschaftlerInnen auf dem Gebiet der Partnerwahl an, dass sich unsere persönlichen Präferenzen auch in der Wahl eines Partners/ einer Partnerin wiederspiegeln. Das bedeutet - wir wählen PartnerInnen, die unseren bevorzugten Eigenschaften entsprechen. Andere WissenschaftlerInnen waren eher der Meinung, dass wir in unserer Wahl so eingeschränkt sind, dass unsere Präferenzen nur noch wenig mit der letztlichen Partnerwahl zu tun haben. Vor ein paar Jahren habe ich zusammen mit meinen früheren KollegInnen an der Penn State Universität untersucht, welche dieser beiden Richtungen zutrifft. Wir fanden heraus, dass die Präferenzen für gewisse Gesichtsmerkmale sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit den Gesichtern Ihrer tatsächlichen PartnerInnen übereinstimmten. Diese Forschung war ein guter erster Schritt, aber Sie haben vielleicht bereits das Problem bemerkt. Es könnte auch sein, dass sich – nachdem man eine Beziehung mit einer Person begonnen hat – die persönlichen Präferenzen den Merkmalen dieser Person anpassen. Beispielsweise präferieren wir vielleicht einen Partner/ eine Partnerin mit blonden Haaren. Aber nachdem wir eine Beziehung mit einer dunkelhaarigen Person eingegangen sind, steigt möglicherweise unsere Präferenz für dunkles Haar. Wenn wir Personen nur über ihre Präferenzen befragen, wenn sie bereits in einer Beziehung sind, können wir uns nicht sicher sein, ob sie ihre PartnerInnen aufgrund der eigenen Präferenzen ausgewählt haben, oder ob Ihre Präferenzen durch ihre bereits getroffene Wahl beeinflusst wurden. Neulich hat sich ein Team von PsychologInnen der Universität Göttingen mit dieser Frage beschäftigt. Tanja Gerlach und ihr Team haben 1’500 Singles rekrutiert und sie über ihre Partnerpräferenzen befragt. 5 Monate später wurden die Teilnehmenden erneut kontaktiert. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nun etwa ein Drittel der Teilnehmenden in einer Beziehung. Die übrigen Teilnehmenden waren noch Singles. Alle gaben ein zweites Mal Ihre Präferenzen bei einem Partner / einer Partnerin an. Diejenigen, die eine Beziehung eingegangen sind, beurteilten zusätzlich verschiedene Merkmale ihres aktuellen Partners /ihrer Partnerin. Tanja Gerlach fand, dass die Präferenzen der Teilnehmenden zu Beginn der Studie den Merkmalen ihres Partners / ihrer Partnerin am Ende der Studie ähnelten. Präferenzen scheinen also die Partnerwahl zu beeinflussen. Teilnehmende, die ursprünglich jemanden mit hoher Attraktivität, hohem Status bzw. Zugang zu Ressourcen präferierten oder aber eine humorvolle oder zuversichtliche Person suchten, haben tendenziell auch einen Partner/eine Partnerin mit diesen Eigenschaften gefunden. Es gab keine grossen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, obwohl Männer, die sich eine physisch attraktive Person wünschten, eher eine gefunden hatten als Frauen. Die Präferenz von Frauen bezüglich der Attraktivität konnte die Attraktivität der späteren PartnerInnen weniger gut vorhersagen. Möglicherweise sind Frauen eher dazu geneigt bei der physischen Attraktivität zugunsten von anderen Eigenschaften Kompromisse einzugehen. Aber Präferenzen verändern sich über die Zeit. Tanja Gerlach und ihr Team fanden, dass Teilnehmende, die eine Beziehung begonnen hatten, ihre Präferenzen stärker verändert hatten, als solche die Singles geblieben sind. Kann es sein, dass diejenigen, die einen Partner/eine Partnerin gefunden hatten ihre Standards hinuntergesetzt hatten? Weitere Analysen zeigten, dass Teilnehmende, die mit Personen eine Beziehung eingegangen sind, die nicht ihrem Ideal entsprachen, ihre Standards dem Partner / der Partnerin angepasst hatten. Teilnehmende, die das Glück hatten mit einer Person zusammengekommen zu sein, die ihre Erwartungen übertraf, erhöhten ihre Standards jedoch nicht im selben Mass. Vielleicht haben wir, wenn wir einen Partner / eine Partnerin jenseits unserer kühnsten Träume finden, das Gefühl, dass diese Person nicht in unserer Liga ist. Es sieht so aus, als ob beide Richtungen etwas Wahres haben. Beeinflussen unsere Präferenzen unsere Partnerwahl? Ja. Beeinflusst unsere Partnerwahl unsere Präferenzen? Wieder, ja. Wie ich, finden Sie das vielleicht beruhigend. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir einen Partner / eine Partnerin wählen, die unserem Ideal ähnlich ist. Und nachdem wir die Beziehung begonnen haben, sind wir motiviert unseren Partner / unsere Partnerin durch die rosarote Brille zu betrachten und unser Ideal (wenn nötig) ein wenig anzupassen. Nun, das ist Liebe. Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst. Bildquelle: Missy/Flickr In der Strassenbahn, an der Uni, bei der Arbeit, und sogar im Restaurant beim romantischen Dinner zu zweit: Das Handy ist mittlerweile beinahe allgegenwärtig. Kaum jemand geht mehr ohne sein Handy aus dem Haus und dank der ständig zunehmenden technischen Möglichkeiten dient es mittlerweile nicht nur als Telefon, sondern gleichzeitig auch als Computer, Kalender, Notizheft, Rezeptbuch und Spiel-Konsole. Doch was für Auswirkungen hat die Präsenz des Handys auf zwischenmenschliche Beziehungen? Studien von Andrew K. Przybylski & Netta Weinstein ( 2012) sowie von James A. Roberts & Meredith E. David (2015) Dieser Frage haben sich Andrew Przybylski und Netta Weinstein von der Universität Essex gewidmet. Um herauszufinden welchen Einfluss die Gegenwart eines Handys auf das Kennenlernen von zwei Personen hat, haben sie 70 Freiwillige zu sich ins Labor eingeladen. Immer zwei zufällig einander zugeteilte Personen hatten 10 Minuten Zeit einander kennen zu lernen. Dazu wurden sie in ein Zimmer geführt und bekamen die Aufgabe, miteinander über ein interessantes Ereignis des letzten Monates zu sprechen. Neben ihnen auf einem Tisch lag entweder ein unbekanntes Handy oder ein unbekanntes Notizbuch. Nach den 10 Minuten sollten die Personen beurteilen, wie gut die Beziehung zwischen ihnen und dem Gesprächspartner/der Gesprächspartnerin war und wie nahe sie sich einander fühlten. Dabei zeigte sich, dass die Beziehungsqualität und die gegenseitige Nähe in der Gesprächssituation ohne Handy höher bewertet wurden. In einem zweiten Versuch zeigte sich, dass dieser Effekt hauptsächlich bei persönlich relevanten Themen, nicht aber bei oberflächlichen Gesprächen, auftrat. Die blosse Gegenwart eines Handys hatte also einen negativen Effekt auf das Gespräch von zwei Personen – und dies ohne dass es je geklingelt hätte.
Wie sieht es also in romantischen Beziehungen aus? James Roberts und Meredith David, zwei PsychologInnen aus der USA, befragten zu diesem Thema circa 150 Freiwillige. Diese sollten beurteilen, in welchem Ausmass ihr Partner/ihre Partnerin in ihrer Gegenwart das Handy benutzt oder davon abgelenkt ist. Je ausgeprägter Personen dieses Verhalten bei ihrem Partner/ihrer Partnerin erlebten, desto niedriger gaben sie tendenziell ihre eigene Beziehungszufriedenheit an. Eine Erklärung für diesen Zusammenhang könnten die häufigeren Konflikte zum Thema Handynutzen sein, welche die Personen berichteten. Weitere Erklärungen könnten darin bestehen, dass das Benutzen des Handys dem Partner/der Partnerin signalisiert, dass die gemeinsame Zeit weniger wichtig ist oder dass es einfach insgesamt zu weniger gemeinsamer Zeit kommt. Woran es auch liegt, es scheint als könnten zwischenmenschliche Beziehungen – und Partnerschaften im Besonderen – durchaus davon profitieren, wenn das Handy einmal zuhause (oder zumindest in der Tasche) gelassen wird. Dieser Blogpost wurde von B.Sc. Sabrina Brunner verfasst. Quelle: Tõnu Anni/flickr ... mit diesen Worten hat schon so manche Liebesbeziehung ein jähes Ende genommen. In dieser Woche soll es darum gehen, warum Freundschaften mit dem/der Ex eingegangen werden und wie gut diese funktionieren können. Eine Studie von Rebekka L.Griffith, Omri Gillath, Xian Zhao und Richard Martinez Der Verlauf von Liebesbeziehungen wird klassischerweise als eine Abfolge von Phasen verstanden, die sich nur in eine Richtung abspielen und deren letzter Akt - im unglücklichen Fall – die Trennung bildet. Nicht selten sieht es in der Realität jedoch etwas anders aus und die gemeinsame Geschichte wird auch nach dem Ende der Paarbeziehung weitergesponnen – nicht mehr als Liebende dann, sondern als Freunde. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass die Mehrheit der Leute (ungefähr 60 Prozent) mit wenigstens einem/einer Ihrer Ex-Partner/innnen befreundet ist. Doch warum tauschen Menschen die vergangene Liebe trotz der oft schmerzlichen Erfahrung einer Trennung gegen eine Freundschaft ein? Und wie ratsam sind Freundschaften mit dem/der Ex-Partner/in? In einer Online-Studie von Wissenschaftler/innen der Universität Kansas wurde Teilnehmer/innen eine Liste von möglichen Gründen vorgelegt eine Freundschaft mit dem/der Ex-Partner/in einzugehen. Es zeigte sich, dass sich unter den möglichen Gründen vier zentrale Motive abbilden lassen:
In der Untersuchung fanden die Autor/innen ausserdem heraus, dass die sexuelle Orientierung, Bindungssicherheit und Persönlichkeitseigenschaften damit zusammenhängen, ob man eher eine Freundschaft nach der Liebesbeziehung eingeht oder nicht. So wurden beispielsweise Hinweise darauf gefunden, dass eher LGBTQ-Personen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Queer), eher Menschen mit einem vermeidenden Bindungsstil (die sich also mit weniger Nähe wohler fühlen) und eher verträgliche Personen mit ihrem/ihrer Ex-Partner/in befreundet bleiben. Eine andere aktuelle Studie aus den USA (http://www.sciencedirect.com/science/article /pii/S0191886916302690) berichtet ausserdem davon, dass die „dunkle Persönlichkeitseigenschaft“ des sogenannten Antagonismus damit zusammenhängt, dass Freundschaften mit dem/der Ex-Partner/in eher aus pragmatischen Gründen aufrechterhalten werden. Menschen mit antagonistischen Persönlichkeitszügen werden tendenziell als eher gefühlskalt und wenig umgänglich beschrieben und neigen dazu ihre eigene Bedeutsamkeit als besonders hoch einzuschätzen, wobei sie andere Personen zur Steigerung des eigenen Selbstwerts benutzen. Ob man in einer Freundschaft mit dem/der Ex glücklich wird, hängt wohl entscheidend davon ab, aus welchen Gründen man miteinander befreundet bleibt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es eher ungünstig ist, aufgrund romantischer Gefühle befreundet zu bleiben, während pragmatische und sicherheitsbezogene Gründe mit positiveren Bewertungen der Freundschaftsbeziehung einhergingen. Insgesamt sieht es aber auf Grundlage der Befunde ganz danach aus als wären klassische Freundschaftsbeziehungen den „Ex-Freundschaften“ in ihrer Qualität überlegen. Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Jenna Wünsche verfasst. Bildquelle: conicianna/Flickr Kinder können eine Quelle des grössten Glücks darstellen. Aber sie können sowohl die Eltern und als auch deren Beziehung stark belasten. Heute nehmen wir unter Lupe, warum das so ist. Eine Studie von Martina Zemp, Fridtjof Nussbeck, Mark Cummings und Guy Bodenmann Für viele Paare stellt die Geburt des ersten Kindes einen der Höhepunkte ihres Lebens dar. Kinder können aber auch Stress auslösen, weil sie beispielsweise den frisch gebackenen Eltern den Schlaf rauben, die Freiheit einschränken und die eigenen Sorgen um das Wohlergehen des Kindes steigern.
Zudem ist es so, dass mit zunehmender Beziehungsdauer auch die Beziehungszufriedenheit kontinuierlich absinkt. Bei Paaren, die zusätzlich im Verlaufe der Beziehung Kinder bekommen, kommt es zu einem noch stärkeren Abfall der Zufriedenheit nach der Geburt des ersten Kindes. Warum sollten Kinder zu einer stärkeren Abnahme in der Beziehungszufriedenheit führen? Stress aufgrund der Kinderbetreuung und -erziehung könnte über zwei verschiedene Wege die Beziehungszufriedenheit des Elternpaars beeinflussen. Einerseits kann der Stress überschwappen: Den Stress, den man aufgrund des Kindes erlebt, überträgt man auf die Paarbeziehung und ist dadurch auch unzufriedener mit der Paarbeziehung im Allgemeinen. Andererseits könnten sich die negativen Gefühle auch innerhalb des Elternpaars übertragen. Wenn also ein/e von beiden gestresst ist, könnte dies auf den jeweils anderen übertragen werden. Schliesslich fühlen sich womöglich beide überfordert und tun oder sagen Dinge, die für die gesamte Beziehung weniger hilfreich sind. Martina Zemp und Kollegen haben dazu 118 gegengeschlechtliche Paare untersucht. Zuerst füllten die Elternpaare einen Fragebogen zu kindsbezogenem Stress in den letzten sieben Tagen aus (Stress über die Kindererziehung, sich über das Kind Sorgen machen, etc.) und ihrer Beziehungszufriedenheit aus. Anschliessend einigte sich das Paar auf ein Konfliktthema und diskutierte dieses Thema vor laufender Kamera. Die Aufnahme des Konfliktgesprächs wurde anschliessend von Beurteilern auf die Kommunikationsqualität beider Partner begutachtet. Es zeigte sich, dass wenn einer der beiden Partner/innen in der vergangenen Woche viel kindsbezogenen Stress erlebt hatte, der andere Partner negativer kommunizierte und deshalb die Beziehungszufriedenheit des gestressten Elternteils tiefer berichtet wurde. Somit hängt kindsbezogener Stress einerseits mit den eigenen Gefühlen gegenüber der Beziehung und andererseits auch mit der Kommunikationsqualität des Partners/der Partnerin zusammen. Diese Untersuchung veranschaulicht, wie stark beide Partner in ihrem Empfinden und Handeln miteinander verflochten sind und wie die Kindserziehung nicht unabhängig von der Paarbeziehung abläuft. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst. Bildquelle: U.S. Army/Flickr |