Wählen wir einen Partner / eine Partnerin, die unserem Ideal entspricht? Oder passen wir unser Ideal der auserwählten Person an? Eine Studie von Tanja Gerlach und Kollegen (in Druck) Wenn es um die Partnersuche geht, haben viele von uns einen bevorzugten “Typ”: Eine Reihe von idealen Eigenschaften, die Mr. oder Mrs. Right mitbringen soll.
Natürlich können wir uns bei einem Partner / einer Partnerin wünschen, was immer wir wollen. Wenn es jedoch um die tatsächliche Partnerwahl geht, sind wir eingeschränkt. Wenn wir jemanden wählen, muss diese Person uns ebenfalls wählen. Und es gibt keine Garantie dafür, dass jemand, der uns anziehend findet, gleichzeitig unserem Ideal entspricht. Lange Zeit nahmen viele WissenschaftlerInnen auf dem Gebiet der Partnerwahl an, dass sich unsere persönlichen Präferenzen auch in der Wahl eines Partners/ einer Partnerin wiederspiegeln. Das bedeutet - wir wählen PartnerInnen, die unseren bevorzugten Eigenschaften entsprechen. Andere WissenschaftlerInnen waren eher der Meinung, dass wir in unserer Wahl so eingeschränkt sind, dass unsere Präferenzen nur noch wenig mit der letztlichen Partnerwahl zu tun haben. Vor ein paar Jahren habe ich zusammen mit meinen früheren KollegInnen an der Penn State Universität untersucht, welche dieser beiden Richtungen zutrifft. Wir fanden heraus, dass die Präferenzen für gewisse Gesichtsmerkmale sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit den Gesichtern Ihrer tatsächlichen PartnerInnen übereinstimmten. Diese Forschung war ein guter erster Schritt, aber Sie haben vielleicht bereits das Problem bemerkt. Es könnte auch sein, dass sich – nachdem man eine Beziehung mit einer Person begonnen hat – die persönlichen Präferenzen den Merkmalen dieser Person anpassen. Beispielsweise präferieren wir vielleicht einen Partner/ eine Partnerin mit blonden Haaren. Aber nachdem wir eine Beziehung mit einer dunkelhaarigen Person eingegangen sind, steigt möglicherweise unsere Präferenz für dunkles Haar. Wenn wir Personen nur über ihre Präferenzen befragen, wenn sie bereits in einer Beziehung sind, können wir uns nicht sicher sein, ob sie ihre PartnerInnen aufgrund der eigenen Präferenzen ausgewählt haben, oder ob Ihre Präferenzen durch ihre bereits getroffene Wahl beeinflusst wurden. Neulich hat sich ein Team von PsychologInnen der Universität Göttingen mit dieser Frage beschäftigt. Tanja Gerlach und ihr Team haben 1’500 Singles rekrutiert und sie über ihre Partnerpräferenzen befragt. 5 Monate später wurden die Teilnehmenden erneut kontaktiert. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nun etwa ein Drittel der Teilnehmenden in einer Beziehung. Die übrigen Teilnehmenden waren noch Singles. Alle gaben ein zweites Mal Ihre Präferenzen bei einem Partner / einer Partnerin an. Diejenigen, die eine Beziehung eingegangen sind, beurteilten zusätzlich verschiedene Merkmale ihres aktuellen Partners /ihrer Partnerin. Tanja Gerlach fand, dass die Präferenzen der Teilnehmenden zu Beginn der Studie den Merkmalen ihres Partners / ihrer Partnerin am Ende der Studie ähnelten. Präferenzen scheinen also die Partnerwahl zu beeinflussen. Teilnehmende, die ursprünglich jemanden mit hoher Attraktivität, hohem Status bzw. Zugang zu Ressourcen präferierten oder aber eine humorvolle oder zuversichtliche Person suchten, haben tendenziell auch einen Partner/eine Partnerin mit diesen Eigenschaften gefunden. Es gab keine grossen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, obwohl Männer, die sich eine physisch attraktive Person wünschten, eher eine gefunden hatten als Frauen. Die Präferenz von Frauen bezüglich der Attraktivität konnte die Attraktivität der späteren PartnerInnen weniger gut vorhersagen. Möglicherweise sind Frauen eher dazu geneigt bei der physischen Attraktivität zugunsten von anderen Eigenschaften Kompromisse einzugehen. Aber Präferenzen verändern sich über die Zeit. Tanja Gerlach und ihr Team fanden, dass Teilnehmende, die eine Beziehung begonnen hatten, ihre Präferenzen stärker verändert hatten, als solche die Singles geblieben sind. Kann es sein, dass diejenigen, die einen Partner/eine Partnerin gefunden hatten ihre Standards hinuntergesetzt hatten? Weitere Analysen zeigten, dass Teilnehmende, die mit Personen eine Beziehung eingegangen sind, die nicht ihrem Ideal entsprachen, ihre Standards dem Partner / der Partnerin angepasst hatten. Teilnehmende, die das Glück hatten mit einer Person zusammengekommen zu sein, die ihre Erwartungen übertraf, erhöhten ihre Standards jedoch nicht im selben Mass. Vielleicht haben wir, wenn wir einen Partner / eine Partnerin jenseits unserer kühnsten Träume finden, das Gefühl, dass diese Person nicht in unserer Liga ist. Es sieht so aus, als ob beide Richtungen etwas Wahres haben. Beeinflussen unsere Präferenzen unsere Partnerwahl? Ja. Beeinflusst unsere Partnerwahl unsere Präferenzen? Wieder, ja. Wie ich, finden Sie das vielleicht beruhigend. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir einen Partner / eine Partnerin wählen, die unserem Ideal ähnlich ist. Und nachdem wir die Beziehung begonnen haben, sind wir motiviert unseren Partner / unsere Partnerin durch die rosarote Brille zu betrachten und unser Ideal (wenn nötig) ein wenig anzupassen. Nun, das ist Liebe. Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst. Bildquelle: Missy/Flickr Kommentare sind geschlossen.
|