Wie stark wünscht sich unsere bessere Hälfte, dass wir uns verändern oder genau so bleiben, wie wir sind? Viel Forschung existiert bereits dazu, wie sich Menschen in Partnerschaften verändern. Wir wissen aber noch wenig darüber, welche Partner/welche Partnerinnen eher offen für Veränderungen in ihrem Gegenüber sind und warum. Eine Studie von Lydia F. Emery, Wendi L. Gardner, Eli J. Finkel, und Kathleen L. Carswell (2018) Veränderungen in der Persönlichkeit, in den Hobbies oder in den Zielen haben zuerst einmal viel damit zu tun, dass man weiss, wer man ist. Wenn ich weiss, welche Vorlieben ich habe und wie meine Persönlichkeit und meine Ziele aktuell aussehen, kann ich auch eher Veränderungen anstreben. Dieses Wissen über die eigene Person wird als Selbstkonzept bezeichnet.
Einige Personen sind sich stärker im Klaren darüber, wer sie sind – sie verfügen also über eine hohe Selbstkonzeptklarheit. Andere verfügen über weniger Klarheit über ihr Selbstkonzept und sehen das, was sie als Person ausmacht, als weniger stabil und kohärent an. Personen mit solch einer tiefen Selbstkonzeptklarheit verändern sich weniger gern, da dies zu noch mehr Instabilität in ihrem Selbstkonzept führen würde. Was bedeutet es nun für die eigene Weiterentwicklung, wenn sich der Partner/die Partnerin mehr oder weniger im Klaren darüber ist, wer er/sie ist? Anhand vier verschiedenen Studien mit insgesamt 485 Teilnehmenden haben Lydia F. Emery und Kolleg/innen untersucht, ob sich Partner/innen mit stärkerer respektive schwächerer Selbstkonzeptklarheit eher Veränderungen im Partner/in der Partnerin wünschen und warum. Was die Autorinnen und Autoren fanden war, dass Personen mit einer tiefen Selbstkonzeptklarheit ihre Partner/innen weniger in Veränderungen unterstützten, unter anderem auch, weil sie glaubten, sie müssten sich dann selbst verändern. Weiter fand man dies vor allem, wenn es um grössere Veränderungen des Partners/der Partnerin ging: Personen mit tiefer Selbstkonzeptklarheit unterstützten ihren Partner/ihre Partnerin umso weniger, je grösser die bevorstehende Veränderung aussehen würde. Wichtig zu beachten ist hier, dass es sich immer um Veränderungen drehte, die nichts mit der Partnerschaft zu tun hatten. Also Veränderungen, die beispielsweise mit der Aufnahme von neuen Hobbies verknüpft waren. Schliesslich fand die Studie, dass die fehlende Unterstützung, die von Partner/innen mit tiefer Selbstkonzeptklarheit ausging, mit einer tieferen Beziehungsqualität beider Partner/innen einherging. Die Studienergebnisse zeigen also, dass auch wenn eine Person sich in Bereichen ausserhalb der Partnerschaft weiterentwickeln und verändern will, dies innerhalb der Partnerschaft nicht immer auf offene Ohren stösst: Die Hobbyveränderung des Partners/der Partnerin kann für manche als eine Bedrohung empfunden werden, weil es zu unerwünschter Veränderung bei einem selbst führen könnte. Leider wird in solchen Situationen, die Unterstützung bei den Veränderungsversuchen gedrosselt, was schliesslich bei beiden Partner/innen auf die Beziehungsqualität drückt. Der Grund für die fehlende Unterstützung liegt demzufolge weniger an der Wahl des Hobbies, sondern eher an den Eigenschaften des Partners/der Partnerin. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst. Bildquelle: Pexels Kommentare sind geschlossen.
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