Aus der Sicht der Psychoanalyse legen frühkindliche Beziehungen die Grundlage für unsere Beziehungen im weiteren Lebensverlauf. Stimmt das? Eine Studie von Vivian Zayas, Walter Mischel, Yuichi Shoda und J. Lawrence Aber (2011) Eine weitverbreitete Annahme geht davon aus, dass frühkindliche Erfahrungen unsere Beziehungen im späteren Leben beeinflussen. Es gibt aber leider wenig längsschnittliche Studien, die tatsächlich Kleinkinder bis ins Erwachsenenalter untersucht haben. Dabei spielt besonders die Beziehung und das ‘Caregiving’ der Mutter zum Kleinkind eine besondere Rolle, da Mütter meist die Hauptbezugsperson im frühkindlichen Alter sind.
Vivian Zayas und ihre Kolleg/innen haben deshalb 36 Kleinkinder und ihre Mütter mit 18 Monaten untersucht und ein weiteres Mal mit 22 Jahren. Dabei wollten sie untersuchen wie das Umsorgen der Mutter im Kleinkindalter etwas damit zu tun haben könnte, welche Bindung Personen im Erwachsenenalter zu ihnen nahestehenden Menschen haben. Um das mütterliche Verhalten mit ihren 18-monatigen Kindern zu messen, wurden diese jeweils zwei Mal gebeten in einem Raum mit Spielsachen 5 und 3 Minuten lang miteinander zu spielen. Dabei wurden die Spielsequenzen gefilmt und diese Videoaufnahmen im Anschluss ausgewertet. Dabei wurden u.a. Aspekte wie Gesichtsausdruck, Kontrolle, Stimmausdruck und Körperkontakt der Mutter auf den drei Dimensionen sensibel, kontrollierend und unempfänglich bewertet. Den damals Kleinkindern wurden in einer Nachfolgeuntersuchung im Alter von 22 Jahren Fragebogen zur Bindung in nahen Beziehungen geschickt. Sie füllten den Fragebogen über ihre nahen Beziehungen im Allgemeinen, ihre Bindung zu ihrem Vater, ihrer Mutter, zu ihrem besten Freund/ihrer besten Freundin und zum Partner/zur Partnerin aus. Hatte das Verhalten der Mütter in der Spielsituation mit 18 Monaten tatsächlich etwas mit späteren Beziehungen zu tun? Die Autor/innen fanden, dass je sensibler die Mutter auf das Kleinkind eingehen konnte während der Spielinteraktion, desto weniger ängstlich und vermeidender war dessen Beziehung zum späteren romantischen Partner/in. Zudem war die betreffende Person weniger vermeidend dem besten Freund/der besten Freundin gegenüber gebunden. Das Gegenteil wurde für kontrollierendes Mutterverhalten gefunden: je kontrollierend die Mutter während des Spiels war, desto vermeidender und ängstlicher war die betreffende Person an ihre/n romantische/n Partner/in gebunden und desto vermeidender auch an den besten Freund/die beste Freundin. Unempfängliches Verhalten jedoch, hing nicht mit späterer Bindung zusammen. Zudem fanden sich auch keine Zusammenhänge zwischen den mütterlichen Verhalten und der späteren Bindung zu den Eltern oder dem generellen Bindungsmuster in nahen Beziehungen. Diese Studie liefert erste längsschnittliche Ergebnisse bezüglich Mutterverhalten im Kleinkindalter und späteren Beziehungen des Kindes. Jedoch muss hier erwähnt werden, dass die untersuchte Stichprobe sehr klein und selektiv war. Deshalb können die Ergebnisse nicht generalisiert werden. Es bedarf deshalb noch weiterer Untersuchungen um wirklich zu bestätigen, ob mütterliches Verhalten im Kleinkindalter tatsächlich erklären kann, warum einige Menschen im Erwachsenenalter unsichere Bindungen zu ihrem Partner/ihrer Partnerin erleben. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst. Bildquelle: Pixabay Kommentare sind geschlossen.
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