Eine Studie von Susan Hughes und Marissa Harrison (2017) Können Sie nur anhand des Klangs einer Stimme erkennen, ob jemand untreu gewesen ist? Viele von uns betrachten langfristige Monogamie als die ideale Form einer Beziehung. Die Forschung zeigt jedoch, dass es die Mehrheit der Leute schwierig findet, in einer Beziehung treu zu bleiben. Dennoch bevorzugen sowohl Männer als auch Frauen PartnerInnen, die nicht betrügen. Aber wie können wir beurteilen, ob jemand, den wir neu kennenlernen, jemals betrogen hat? Zwei Psychologinnen aus den USA haben kürzlich versucht, diese Frage zu beantworten. Susan Hughes und Marissa Harrison haben Männer und Frauen Zahlen von 1 bis 10 aufsagen lassen und davon Audioaufnahmen gemacht. Die Hälfte dieser Freiwilligen haben zugegeben, schon einmal Sex ausserhalb der Beziehung gehabt zu haben. Die andere Hälfte der Freiwilligen hat ihre Unschuld beteuert. Wenn wir annehmen, dass alle die Wahrheit gesagt haben, dann lagen Hughes und Harrison Audiodateien von BetrügerInnen und Nicht-BetrügerInnen vor. Kann also ein Mikrofon ein präziser Betrugsdetektor sein? Eine zweite Gruppe von Freiwilligen hat sich die Audioaufnahmen der Stimmen angehört. Dabei haben sie beurteilt, wie gross die Wahrscheinlichkeit ist, dass die sprechende Person ihren Partner oder Ihre Partnerin bereits einmal betrogen hat. Dazu benutzten sie eine Skala von 1 (überhaupt nicht wahrscheinlich zu betrügen) bis 10 (sehr wahrscheinlich zu betrügen). Die Resultate der Studie zeigen, dass BetrügerInnen öfters als Nicht-BetrügerInnen der Untreue verdächtigt wurden. Allein basierend auf den Stimmen konnten die Freiwilligen BetrügerInnen von Nicht-BetrügerInnen unterscheiden. Sie fragen sich jetzt vielleicht, ob sich die BetrügerInnen und Nicht-BetrügerInnen noch in anderen Merkmalen unterschieden, als in ihrer Beziehungstreue. Vielleicht haben attraktivere Personen häufiger die Möglichkeit zu betrügen und betrügen daher auch eher. Dann könnte es sein, dass die ZuhörerInnen nur die Attraktivität und nicht das Betrügen selbst einschätzen konnten. Allerdings sollte dies hier kein Problem sein, denn die Forscherinnen haben für die Attraktivität der SprecherInnen kontrolliert. Die Gruppe der BetrügerInnen unterschied sich hinsichtlich der stimmlichen Attraktivität, der Stimmlage, der Körpergrösse, des Körpergewichts und verschiedener Aspekte Ihrer sexuellen Vorerfahrungen, wie beispielsweise der Gesamtanzahl an SexualpartnerInnen, nicht von der Gruppe der Nicht-BetrügerInnen. Die Einschätzungen der ZuhörerInnen müssen folglich auf etwas Anderem basieren. Aber worauf? Hughes und Harrison spekulieren, dass sprachliche Charakteristika eine Rolle spielen könnten, die sie in Ihrer Studie nicht erhoben haben. Beispielsweise könnte es sein, dass maskuline Männer, die tendenziell eher betrügen, mit weniger Klarheit sprechen als femininere Männer. Oder dass extrovertierte Menschen – die ebenfalls tendenziell eher betrügen - mit weniger Pausen sprechen und die Stimmlage häufiger variieren. Es bleibt also vorerst unklar, wie wir Untreue aus Stimmen heraushören können. Wir wissen nun aber, dass die Stimme eines Betrügers eine Nachricht übermitteln kann, die man als Partner womöglich lieber nicht hören möchte. Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst. Bildquelle: LaVladina/Flickr Kommentare sind geschlossen.
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