Work-Life Balance ist in der heutigen Zeit ein hochaktuelles Thema. Speziell gehört dazu auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denn Arbeit und Familie sind für viele Menschen zwei der wichtigsten Lebensbereiche. Doch funktioniert der Balanceakt oder leidet unweigerlich einer der beiden Bereiche? Studien von Jesse Michel, Lindsey Kotrba, Jacqueline Mitchelson, Malissa Clark und Boris Baltes (2011) sowie Laurent Lapierre, Yanhong Li, Ho Kwong Kwan, Jeffrey Greenhouse, Marco DiRenzo und Ping Shao (2016) Die Gründung einer eigenen Familie ist für viele Paare irgendwann ein Thema und stellt Paare oft vor herausfordernde Fragen: Wollen wir das eigentlich? Und was bedeutet das für den Beruf? Ist es überhaupt möglich eine erfolgreiche Karriere mit einer Familie zu kombinieren – oder kommt es dabei zwangsläufig zu Problemen?
„Du arbeitest zu viel, nie hast du Zeit für mich und unsere Kinder!“ Oder „Wir brauchen Sie heute hier, wo sind Sie mit Ihren Gedanken?“ Sowohl eine Familie als auch die Arbeit fordern Zeit und Energie. Ressourcen, die nur beschränkt vorhanden sind, wobei ein Mangel zu Konflikten zwischen den beiden Bereichen führen kann. Diese Zerrissenheit ist wiederum sehr belastend und kann zu erhöhter Anspannung und depressiven Verstimmungen führen. Gleichzeitig schaffen sowohl das Familienleben als auch die Arbeitswelt Lebensqualität und Ressourcen, die auch für den jeweils anderen Bereich nützlich sind. Dies können beispielsweise materielle Ressourcen wie Geld sein, die durch Arbeit erworben werden und auch für die Familie oder Partnerschaft Möglichkeiten eröffnen. Aber erworbene Fähigkeiten, wie beispielsweise Leitungserfahrung, oder eine höhere Lebenszufriedenheit spielen eine Rolle, denn wir alle wissen; zufriedene Menschen sind angenehmer im Umgang - egal ob in der Arbeit, in der Partnerschaft oder in der Familie. Die Frage ist also: Beruf und Familie – Konflikt oder Bereicherung? Die Forschung zeigt: Es kommt darauf an... Die Forschungsgruppe um Jesse Michel aus Florida widmete sich der Frage, welche Faktoren zu vermehrtem Konflikt zwischen Arbeit und Familie führen. Dabei untersuchte sie die Forschungsbefunde von beinahe 150 bisherigen Studien und konnte zeigen, dass insbesondere Stress bei der Arbeit oder in der Familie, sowie eine zu hohe Arbeitsbelastung, mit einem verstärkten Konfliktpotential zwischen den beiden Bereichen zusammenhängen. Doch Arbeit und Familie muss nicht immer als eine doppelte Belastung empfunden werden. Laurent Lapierre, ein Psychologe aus Kanada, und sein Team untersuchten Faktoren, die dazu beitragen, dass die Kombination von Familie und Arbeit als bereichernd wahrgenommen wird. Dazu berücksichtigen sie die Resultate von rund 170 bisherigen Studien. Dabei zeigte sich, dass Personen, die sich von der Familie sowie den Arbeitskollegen oder Kolleginnen unterstützt fühlen, die Kombination auch eher als bereichernd empfinden. Auch eine familienfreundliche Unternehmenspolitik und Arbeitskultur sowie mehr Autonomie bei der Arbeit scheinen dies zu fördern. Und natürlich spielen auch persönliche Eigenschaften eine Rolle. So empfinden beispielsweise emotional stabilere Menschen die Kombination oft als weniger konfliktbehaftet. Zusammenfassend kann man also sagen: Der Balanceakt zwischen Familie und Beruf hat das Potential beides zu sein: Konfliktreich oder bereichernd– möglicherweise auch beides gleichzeitig. Eine eindeutige Antwort gibt es also nicht - am Ende muss jedes Paar und jede Familie im Rahmen der eigenen Situation und Möglichkeiten einen geeigneten Weg finden. Dieser Blogpost wurde von Sabrina Brunner, B.Sc. verfasst. Bildquelle: Nikyam/Flickr Kommentare sind geschlossen.
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