Bekannte Experimente aus der Psychologie konnten zeigen, dass sich Gefühle antrainieren oder konditionieren lassen. Geht das auch in der Liebe? Eine Studie von James K. McNulty, Michael A. Olson, Rachael E. Jones und Laura M. Acosta (2017) Aus der Geschichte der Psychologie kennen wir das berühmte Beispiel um Little Albert. Mit nur 11 Monaten wurde an Albert ein Lernexperiment vollzogen. Der kleine Junge durfte zunächst mit Kleintieren spielen und ging sehr neugierig auf ein Kaninchen, einen Hund, einen Affen und eine Ratte zu. Zum eigentlichen Experiment gehörte dann, dass immer ein erschreckend lauter Ton von einer Eisenstange zu hören war, wenn der kleine Albert mit einer weissen Ratte spielte und das Tier berührte. Mit der Zeit lernte der kleine Junge Angst vor Kleintieren zu haben und erschrak schon nur, wenn er einen Pelzmantel erblickte.
In der Psychologie spricht man bei diesem Phänomen von der Konditionierung. Menschen lernen einen neutralen Reiz, wie etwa ein Kleintier, mit etwas Unangenehmen (lauter Ton) zu koppeln und entwickeln deshalb negative Gefühle dem Tier gegenüber. So tragisch das Experiment um den kleinen Albert auch ist, vielleicht können solche Konditionierungsprozesse positiv für romantische Partnerschaften genutzt werden. Können wir womöglich lernen unsere/n Partner/in mit etwas Positivem zu verbinden und deshalb auch positiver wahrzunehmen? Das tun wir vielleicht bereits. Wir verbinden unsere bessere Hälfte mit romantischen Abenden, mit Urlaub, Sex oder anderen positiven Momenten. Das klingt alles nach mehr oder weniger viel Aufwand und ist stark auf das Verhalten des Gegenübers bezogen. Könnte man es vielleicht noch einfacher gestalten? Die Forschungsgruppe um James McNulty ist dieser Frage nachgegangen und hat 144 verheiratete Paare mit Durchschnittsalter von 28 Jahren aus Florida untersucht. Zu Beginn der Studie haben die Paare Angaben zu ihrer Beziehungszufriedenheit gemacht und wurden kurz darauf fotografiert. Danach wurden die Paare in zwei Gruppen eingeteilt. In eine Experimental- und eine Kontrollgruppe. Alle drei Tage mussten Sie 6 Wochen lang Übungen am Computer durchführen. Dabei mussten sie möglichst schnell auf bestimmte Fotos reagieren, die etwas mit Partnerschaft zu tun hatten (eine Hochzeitstorte zum Beispiel). Zusätzlich sahen Paare noch Fotos von ihrem Partner/ ihrer Partnerin, die entweder mit positiven Bildern (Experimentalgruppe) oder mit neutralen Bildern (Kontrollgruppe) gekoppelt wurden. Die Paare nahmen ausserdem an Tests teil, welche anhand der Reaktionsgeschwindigkeit massen, wie positiv der Partner/die Partnerin wahrgenommen wurde. Zusätzlich berichteten sie auch all zweiwöchentlich ihre Beziehungszufriedenheit. Tatsächlich zeigte sich, dass in der Experimentalgruppe die Sichtweise auf den Partner oder auf die Partnerin positiver war und dies auch mit einer höheren Beziehungszufriedenheit zu einem späteren Zeitpunkt einherging. Der Effekt war zwei Wochen nach der Intervention zwar noch zu finden, aber etwas abgeschwächt. Was heisst das jetzt für uns? Vielleicht nehmen wir tatsächlich im Paaralltag positive oder weniger positive Bilder und Wörter wahr und koppeln diese unbewusst an unseren Partner/unsere Partnerin, was auch unsere Gefühlswelt und unsere Beziehungszufriedenheit beeinflussen kann. Dieser Blogpost wurde von Dr. Rebekka Weidmann verfasst. Bildquelle: msmmumbles/flickr Kommentare sind geschlossen.
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