Gut, besser, perfekt: Das Streben nach Perfektion kann alle Bereiche des Lebens betreffen, auch die Partnerschaft. Doch ist es ratsam, „Mr. / Mrs. Perfect“ sein zu wollen oder sich als PartnerIn zu wünschen? Eine Studie von Joachim Stoeber (2012) Wenn man den Begriff Perfektionismus hört, denkt man schnell an die Arbeit, die Schule oder das Studium. Man denkt an Personen, die im Büro immer ganzen Einsatz geben und alles richtig machen wollen. Doch Perfektionismus kommt auch in Partnerschaften vor. In Studien gaben sogar 23 - 28% der Teilnehmenden an, in ihrer Partnerschaft perfektionistisch zu sein.
Was aber bedeutet das? Wie sieht Perfektionismus in Partnerschaften aus? Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Perfektionismus in romantischen Beziehungen. Einerseits kann man perfektionistische Anforderungen an den/die Partner/in haben. Dies kann jeden Aspekt der Person betreffen; beispielsweise das Aussehen, das Verhalten oder die Romantik bei Dates. Aber auch den umgekehrten Fall von Perfektionismus kann es geben; wenn man nämlich selbst das Gefühl hat, dass der Partner/die Partnerin Perfektion von einem erwartet. Welchen Einfluss haben solche perfektionistischen Erwartungen auf die Partnerschaft? Um diese Frage zu beantworten, hat Joachim Stoeber, ein Psychologe der Universität Kent in Grossbritannien, 58 Paare zu ihrem individuellen Perfektionismus und ihrer Beziehungszufriedenheit befragt. Es zeigte sich, dass die Teilnehmenden mit ihrer Beziehung weniger zufrieden waren, wenn sie selbst perfektionistischere Anforderungen an den Partner hatten. Auch wenn die Teilnehmenden das Gefühl hatten, der Partner/die Partnerin hätte perfektionistische Erwartungen an sie, gaben sie eine niedrigere Beziehungszufriedenheit an. Allerdings wurde kein direkter Zusammenhang zwischen den tatsächlich angegebenen perfektionistischen Erwartungen einer Person und der Beziehungszufriedenheit des Partners/der Partnerin gefunden. Für die Beziehungszufriedenheit scheint also der wahrgenommene Perfektionismus des Partners/der Partnerin wichtiger zu sein als der tatsächliche Perfektionismus. Wie kann man diese Zusammenhänge erklären? Eine Möglichkeit wäre, dass sich Personen durch die empfundenen Erwartungen des Partners/der Partnerin unter Druck gesetzt fühlen und darum weniger zufrieden mit der Beziehung sind. Gleichzeitig könnten Personen, die selbst perfektionistische Anforderungen an den Partner haben, ebenfalls unzufriedener sein, weil ihre Anforderungen seltener erfüllt werden (können). Eine andere aktuelle Studie zeigt ausserdem, dass Personen, die perfektionistische Erwartungen haben oder dies bei ihrem Partner/ihrer Partnerin erleben, tendenziell weniger schnell bereit sind, Kränkungen zu vergeben. Auch dies könnte natürlich die Beziehungszufriedenheit vermindern. Alles in allem kann man sagen: Perfektion in der Beziehung zu erwarten scheint nicht zu einer perfekteren Beziehung zu führen, sondern dieser eher im Wege zu stehen. Wenn es um die Erwartungen an den Partner/die Partnerin geht, ist gut vielleicht besser als perfekt. Dieser Blogpost wurde von B.Sc., Sabrina Brunner verfasst. Bildquelle: Olga Noiret/Flickr Kommentare sind geschlossen.
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