Ist es möglich, die Attraktivität einer Person zu beurteilen, wenn man nur deren Hinterkopf sieht? Eine Studie von Keiichi Yonemura, Fuminori Ono, und Katsumi Watanabe (2013) Diese Frage ist nicht so seltsam, wie sie vielleicht klingt. Schliesslich ist es nicht so, als würde sich jede Person in unserem sozialen Umfeld uns zuwenden, damit wir ihre Schönheit einschätzen können. Stattdessen entdecken wir Menschen zuerst aus verschiedenen Blickwinkeln - vielleicht von der Seite und möglicherweise sogar von hinten – und entscheiden bereits, ob sie attraktiv genug sind, um sich einen genaueren Blick zu verdienen.
Es ist nicht komischer, als jemanden mit einem ansprechenden Gesicht zu sehen und sich dann zu bemühen, mehr über seine oder ihre Persönlichkeit und Interessen zu erfahren. In anderen Worten, es ist vermutlich ein verbreiteter, weitgehend unbewusster Prozess, durch den wir Menschen identifizieren, über die wir gerne mehr erfahren würden und diejenigen ausschliessen, die die Musterung nicht bestehen. Keiichi Yonemura und Kollegen von der Universität Tokio testeten diese Theorie. Zuerst machten sie von 120 jungen Erwachsenen Fotos im Stil von Passfotos. Dann baten sie jede Person, sich umzudrehen und zur Wand zu blicken, bevor sie ein zweites Foto von ihrem Hinterkopf machten. Yonemura zeigte diese Fotos 70 Studienteilnehmenden, welche die Attraktivität der Hinterköpfe bewerteten. Die Hälfte der Proband/innen betrachtete zuerst alle Gesichtsfotos und danach die Rückansichten. Der Rest sah die Rückansicht-Bilder vor den Gesichtsbildern. Alle Fotos wurden bezüglich ihrer Attraktivität auf einer Skala von 1 bis 7 bewertet. Yonemura fand heraus, dass Fotos, die von hinten gemacht wurden, als wesentlich attraktiver bewertet wurden als die von vorne. Tatsächlich stehen also die Chancen gut, dass Ihr Kopf von hinten besser aussieht als von vorne. Der Effekt war stärker, wenn Männer statt Frauen weibliche Fotos bewerteten oder wenn männliche Fotos bewertet wurden. Warum könnte das sein? Nun, eine Möglichkeit besteht darin, dass Männer grundsätzlich mehr Interesse an potenziellen Partner/innen zeigen als Frauen. Die evolutionäre Logik dahinter besagt, dass Männer mehr gewinnen können, wenn sie nach attraktiven Frauen Ausschau halten, denn die Anzahl der Kinder, die ein Mann haben kann, ist eng mit seiner Anzahl an Sexualpartnerinnen verbunden. Dies könnte möglicherweise dazu führen, dass es sich für einen Mann, der nur begrenzte Informationen über die Attraktivität einer Frau hat, beispielsweise weil er nur ihren Hinterkopf sehen kann, eher lohnen könnte davon auszugehen, dass die Frau ein Hingucker ist. Auf diese Weise wird er motivierter sein der Angelegenheit weiter nachzugehen. Frauen hingegen sind tendenziell weniger an mehreren Partnern interessiert. Sie erleben auch häufiger, dass Männer um ihre Aufmerksamkeit werben – somit müssen Frauen also nicht unbedingt Zeit damit verschwenden, die Attraktivität eines Mannes aus begrenzten Informationen zu schätzen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Frisuren und Haarfarben der Frauen tendenziell stärker variieren als bei Männern. Ein Meer von eintönigen Kurzhaarfrisuren löst womöglich weniger Begeisterung aus! Dieser Blogpost wurde von Dr. Robert Burriss verfasst, und von Sabrina Brunner übersetzt. Bildquelle: Tomer Arazy/Flickr Kommentare sind geschlossen.
|