Liebe TeilnehmerInnen der CouPers Studie!
Wir wissen, dass sich viele von Ihnen für unsere Forschungsfragen interessieren und dass Sie sich darauf freuen, die Resultate der CouPers Studie zu erhalten. Leider können wir Ihnen darüber, solange die Untersuchung läuft, noch wenig erzählen. Aber wir als gesamtes CouPers-Team schätzen den Einsatz, den Sie alle leisten, sehr! Darum würden wir gerne im Gegenzug etwas für Sie tun. Auf der ganzen Welt lernen verschiedene Forschungsteams ständig mehr über die Beziehungspsychologie und wir möchten diese Erkenntnisse gerne mit Ihnen teilen. Darum werden wir von heute an wöchentlich neue Forschungsergebnisse auf Facebook posten, die wir besonders spannend finden. Sobald die ersten Ergebnisse der CouPers Studie vorliegen, werden Sie die Ersten sein, die davon hören. Bis dahin hoffen wir, dass Sie viel Spass daran haben werden, mehr über diesen faszinierenden Bereich der Psychologie zu erfahren. Dieser erste Post kommt von Dr. Robert Burriss, der als Postdoc im CouPers Team arbeitet. Selbstwertgefühl und das Ausdrücken von Zuneigung für den Partner Dem Partner Zuneigung und Dankbarkeit zeigen, erhöht nicht nur die eigene Beziehungszufriedenheit, sondern stärkt auch die Wertschätzung und das Engagement unseres Partners für uns und unsere Beziehung. Aber wenn der Nutzen davon, Zuneigung und Dankbarkeit zu zeigen, so gross ist, warum finden es dann so viele von uns schwierig, unseren Partnern Wertschätzung entgegen zu bringen? Warum sträuben wir uns manchmal dagegen, Zuneigung zu zeigen, obwohl es unsere Beziehung stärken würde? Ein Team von Psychologen aus New York und Kalifornien haben sich kürzlich mit diesem Paradox beschäftigt. Sie haben sich gefragt, ob Personen in Beziehungen von zwei entgegengesetzten Zielen motiviert werden: Einerseits möchten sie eine erfüllende Beziehung aufbauen und andererseits möchten sie das Risiko minimieren abgelehnt zu werden minimieren. Verhalten, welches für das eine Ziel förderlich ist, kann gleichzeitig dem anderen Ziel im Wege stehen. Zum Beispiel kann es für eine erfüllende Beziehung förderlich sein, unsere Zuneigung zum Partner auszudrücken. Wenn dieser die Zuneigung jedoch nicht erwidert, fühlen wir uns eventuell abgelehnt. Zudem gibt es Menschen, die das Risiko der Ablehnung stärker beunruhigt als andere. So kann es sein, dass sich Menschen mit tiefem Selbstwertgefühl beim Zeigen von Zuneigung verletzlich fühlen. Um das Risiko der Ablehnung zu minimieren, kann es sich deshalb sicherer anfühlen, die Zuneigung und Dankbarkeit für den Partner zurückzuhalten: Sich also völlig dem Ziel der Minimierung des Risikos von Ablehnung zu widmen - auf Kosten des Aufbauens einer erfüllenden Beziehung. Anna Luerssen und ihr Team haben 60 Paare in ihr Labor eingeladen. Jede Person erhielt getrennt vom Partner Instruktionen zum Experiment. Ein Partner erhielt die Rolle des „Sprechers“: Seine/Ihre Aufgabe war es dem Partner/der Partnerin drei Komplimente zu machen. Der andere Partner erhielt die Rolle des „Zuhörers“: Diese/r bekam die Information, dass sein/ihr Partner aus einer Liste von Themen, über die er/sie sprechen konnte, das Thema „Dinge über meinen Partner, die ich wirklich mag“ ausgewählt hätte. Der Zuhörer hatte die Aufgabe dem Sprecher zuzuhören und keine verbalen Antworten zu geben. Natürlich hatte der Sprecher sich das Thema nicht selbst ausgewählt, aber die Forscher wollten, dass der Zuhörer die Komplimente für spontan hielt. Danach füllten beide Partner Fragebögen darüber aus, wie sie sich während der Aufgabe gefühlt hatten. Ausserdem mussten sie in ein Röhrchen spucken, sodass man ihre Hormone bestimmen konnte. Und zum Schluss wurden die Personen gebeten einen Fragebogen zum Selbstwert ausfüllen. Luerssen und ihre Kollegen fanden heraus, dass Sprecher mit niedrigerem Selbstwertgefühl weniger liebevolle Komplimente machten und die Aufgabe für schwieriger und unangenehmer hielten als Sprecher mit höherem Selbstwertgefühl. In früherer Forschung wurde gezeigt, dass Zuneigung zu einem höheren Level des Hormons Progesteron führt. Dies war jedoch bei Sprechern mit niedrigerem Selbstwertgefühl nicht der Fall. Die Partner der Sprecher (also die Zuhörer) mit niedrigem Selbstwertgefühl zeigten dennoch eine genauso positive Reaktion auf die Komplimente, wie die Zuhörer mit hohem Selbstwertgefühl. Tatsächlich war bei den Zuhörern mit niedrigem Selbstwertgefühl der Anstieg von Progesteron sogar etwas höher. Die Forscher glauben, dass die Sprecher mit niedrigerem Selbstwertgefühl weniger die Erwartung hatten, dass ihre Partner emotional von ihrer Zuneigung profitieren. Dies weist darauf hin, dass ihre Wahrnehmung teilweise fehlerhaft und verzerrt sein kann. In anderen Worten: Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl sind stärker von dem Ziel geleitet das Risiko der Ablehnung zu minimieren, als eine erfüllende Beziehung aufzubauen. Sie vermeiden es, Zuneigung und Dankbarkeit zu zeigen, weil sie Angst vor einer ablehnenden Reaktion ihres Partners haben. Aber die Forschung zeigt, dass darin ein Trugschluss liegen könnte: Jeder profitiert davon, wenn wir unseren Partnern zeigen, wie sehr wir sie wertschätzen. Luerssen, A., Jhita, G. J., & Ayduk, O. (2017). Putting yourself on the line: Self-esteem and expressing affection in romantic relationships. Personality and Social Psychology Bulletin, 43(7), 940-956. doi:10.1177/0146167217702374 Bild: Hernán Piñera/Flickr Kommentare sind geschlossen.
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