Wir haben es vielleicht alle schon einmal erlebt: Der beste Freund bzw. die beste Freundin ist bis über beide Ohren verliebt und auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. In dieser Woche möchten wir Ihnen gern eine Studie vorstellen, die aufzeigt, wie sich soziale Kontakte in der ersten intensiven Phase der Beziehung verändern und die gleichzeitig Grund zur Hoffnung lässt, dass unsere besten Freunde früher oder später wieder auftauchen werden. Eine Studie von Jesper Jelle Rözer, Gerald Mollenhorst und Beate Volker In der Forschung ist man lange Zeit davon ausgegangen, dass sich Personen, die eine Liebesbeziehung eingehen von ihrer sozialen Umwelt zurückziehen. Die sogenannte „Rückzugshypothese“ legt nahe, dass wir über ein begrenztes Mass an Ressourcen verfügen und dass diese Ressourcen beinahe vollständig für das Miteinander mit dem/der neuen Partner/in aufgebraucht werden. Die Folge: Soziale Aktivitäten mit anderen Personen werden zurückgefahren.
WissenschaftlerInnen aus den Niederlanden und aus Schweden hatten jedoch die Vermutung, dass dieser Pärchen-Rückzug von der Aussenwelt nicht von Dauer ist. Sie nahmen an, dass sich unsere sozialen Kontakte erholen werden, wenn die Euphorie und Leidenschaft des ersten Frisch-Verliebt-Seins langsam nachlässt. Um diese Annahme zu überprüfen, haben sie Daten aus einer grossen längsschnittlichen Befragung von Personen im Alter zwischen 16 und 39 Jahren genutzt und sich angeschaut, ob Veränderungen im persönlichen Netzwerk charakteristisch für bestimmte Phasen einer Liebesbeziehung sind. Hierfür haben sie Frisch-Verliebte, die seit weniger als einem Jahr liiert sind mit Personen verglichen, die schon seit längerer Zeit in einer Beziehung sind. Die Ergebnisse unterstützten die zu erwartende Abkapselungstendenz bei frisch-verliebten Personen: Mit dem Beginn der neuen Beziehung sind Ihre Kontakte zu Leuten ausserhalb der Familie zurückgegangen. Auch enge Freunde und Personen des anderen Geschlechts wurden seltener als Teil des persönlichen Netzwerks genannt. Doch ist dieser Pärchen-Rückzug nun von Dauer oder lässt sich nach einiger Zeit eine soziale Wiederbelebung erkennen? Die Ergebnisse sprechen dafür, dass sich im Verlauf der Beziehung recht bald eine Erholung vom Wolke-7-Effekt einstellt: Nach zwei bis drei Jahren nehmen die sozialen Kontakte wieder zu – auch die zu engen Freunden und Personen des anderen Geschlechts. Übrigens liess sich bei frisch zusammengezogenen Paaren ein ganz ähnlicher Verlauf beobachten: In der Anfangsphase scheint sich ein Grossteil der Energie auf das neue gemeinsame Miteinander auszurichten und die sozialen Kontakte ausserhalb der Beziehung nehmen ab. Nach etwa zwei Jahren des Zusammenlebens weitet sich das persönliche Netzwerk aber wieder aus. Interessanterweise scheint der Übergang in die Ehe von diesen Entwicklungen nicht betroffen zu sein. Für die Betroffenen unter uns gilt also: Lasst uns etwas nachsichtig und vor allem geduldig mit unseren frisch-verliebten Freunden sein. Und was ist mit den Frisch-Verliebten? Es sei euch vergönnt. Zwei bis drei Jahre sind aber trotzdem eine verdammt lange Zeit... Dieser Blogpost wurde von Jenna Wünsche, M.Sc. verfasst. Bildquelle: a loves dc/Flickr Kommentare sind geschlossen.
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