Haben Sie schon einmal erlebt, dass jemand unvermittelt sämtlichen Kontakt zu Ihnen abgebrochen hat und nicht mehr auf Ihre Kontaktversuche reagiert hat? Falls ja, dann ist es Ihnen wohl auch schon passiert – sie wurden „geghosted“. In dieser Woche können Sie mehr dazu erfahren, was Geister mit Trennungen zu tun haben und wie der Glaube ans Schicksal mit diesem Spuk zusammenhängt. Eine Studie von Gili Freedman, Darcy N. Powell, Bejamnin Le, Kiling D. Williams „Ghosting“ beschreibt eine Art des Beziehungsabbruchs, bei der sämtlicher Kontakt zum Noch-Partner/zur Noch-Partnerin abgebrochen wird. Es handelt sich demnach um eine einseitige Form der Trennung, bei der das Ghosting-Opfer anfänglich gar nicht recht versteht, was eigentlich los ist – ihre bessere Hälfte hat sich schlicht in einen Geist verwandelt. Sicherlich ist das „Ghosting“ kein vollkommen neues Beziehungsphänomen, aber durch das Aufkommen moderner Kommunikationsmittel hat es grössere Verbreitung gefunden. Wenn Beziehungen heutzutage mittels WhatsApp, Facebook & Co begonnen werden, wieso sollten sie sich nicht auch auf genau diesem Weg beenden lassen, indem sämtliche Kommunikationskanäle abgeschaltet werden? Beim Ghosting handelt es sich noch um ein recht neues Forschungsfeld, sodass sich einige spannende Fragen ergeben: Wie häufig lässt sich das Ghosting tatsächlich bei Erwachsenen beobachten? Und welche Personen neigen eher dazu eine Beziehung auf diesem Weg zu beenden? Gili Friedmann vom Dartmouth College in den USA ist diesen und weiteren Fragen gemeinsam mit Ihren Kolleg/innen im Rahmen von zwei Studien nachgegangen. Auf Grundlage einer Stichprobe von 554 bzw. 747 Personen konnten sie zeigen, dass beinahe ein Viertel der Befragten schon einmal dem Ghosting zum Opfer fielen. Ein knappes Fünftel der Befragten hat hingegen angegeben, dass sie bereits selbst jemanden in der Vergangenheit geghostet haben. Ganz besonders haben sich die Wissenschaftler/innen dafür interessiert, wie sich Ghosting-Einstellungen und -Erfahrungen durch verschiedene Grundüberzeugungen zu romantischen Beziehungen erklären lassen. Dabei haben sie zwischen sogenannten Schicksalsüberzeugungen und Wachstumsüberzeugungen unterschieden. Von Schicksalsüberzeugungen spricht man, wenn Menschen davon überzeugt sind, dass die Liebe dem Schicksal unterliegt und es den einen/die eine Seelenverwandte gibt, für die man bestimmt ist. Personen mit Wachstumsüberzeugungen sind dagegen der Auffassung, dass Beziehungen mit der Zeit wachsen und sich durch Herausforderungen entfalten und verbessern können. Was würden Sie denken? Welche dieser Überzeugungen gehen eher mit der Ghosting-Methode einher: der Glaube ans Schicksal oder ans Wachstum in Liebesbeziehungen? Die Wissenschaftler/innen fanden heraus, dass Ghosting als Trennungsmethode vor allem bei Personen Anklang fand, die davon überzeugt waren, dass sie für genau einen Menschen vorbestimmt sind. Diese Personen zeigten positivere Einstellungen zum Ghosting, zogen es eher als Trennungsstrategie in Erwägung und haben Ghosting schon häufiger selbst praktiziert. Der Glaube ans Wachstum in Beziehungen schien dagegen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Es zeichnete sich jedoch ab, dass Personen, die eher davon überzeugt waren, dass sich Beziehungen weiterentwickeln können, negativere Einstellungen zum Ghosting hatten und dies eher nicht als Strategie zur Beendigung einer Beziehung in Erwägung ziehen würden. Wie lässt sich dieser Zusammenhang erklären? Die Wissenschaftler/innen schlussfolgern, dass Menschen, die in puncto Liebe stärkere Schicksalsüberzeugungen besitzen, womöglich drastischer mit dem Schicksal ihrer Beziehungen umgehen: Wenn sie für sich selbst herausgefunden haben, dass sie als Paar nicht für einander bestimmt sind, wird die Beziehung zügig beendet – getreu dem Motto „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“. Sicherlich stellt das Ghosting als Trennungsstrategie eine ziemlich zuverlässige Methode für einen erheblichen Schrecken dar. Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Jenna Wünsche verfasst. Bildquelle: ico.oliveira/flickr Kommentare sind geschlossen.
|