Jedes Paar verfügt über seine eigenen ganz persönlichen Erinnerungen und Geschichten: Ob zum ersten Date, zum ersten Kuss oder zum ersten grossen Zoff. In dieser Woche geht es darum, wer sich besonders gut an die romantischen Meilensteine in der Beziehung erinnert und wie solche Erinnerungen mit der Qualität der Beziehung zusammenhängen. Eine Studie von Diane Holmberg, Tabatha M. Thibault und Jennifer D. Pringle Was würden Sie denken, wer erinnert sich besser an die kleinen und grossen Momente in Ihrer Beziehung? Sie selbst oder ihr/e Partner/in?
Glaubt man Büchern, Liedern und Filmen, so haben Frauen 1.) grundsätzlich ein besseres Gedächtnis für Beziehungsereignisse und 2.) hängt ihr Beziehungsglück massgeblich davon ab, dass man(n) sich ebenfalls gründlich an die bedeutsamen Paarmomente erinnert. Man denke bloss an die vielen dramatischen Hollywood-Szenen, die durch unromantische männliche Gedächtnislücken verursacht wurden. Doch was ist dran an diesem Geschlechterklischee? Wissenschaftlerinnen aus Kanada haben sich bemüht diese Frage im Rahmen von zwei verschiedenen Studien zu beantworten. In einer ersten Studie wurden 475 Männer und Frauen danach gefragt, wie gut sie sich selbst bzw. wie gut sich ihre Partner/innen an Ereignisse in der Beziehung erinnern. Ausserdem hat man die Teilnehmenden um ihre persönliche Einschätzung gebeten, wie gut sich Männer bzw. Frauen im Allgemeinen an Ereignisse innerhalb von Beziehungen erinnern und, ob das Beziehungsgedächtnis von Männern bzw. Frauen mit der Zufriedenheit in der Beziehung zusammenhängt. Auf Grundlage dieser subjektiven Einschätzungen hat sich das gängige Klischee bestätigt. Sowohl weibliche als auch männliche Teilnehmende waren sich einig, dass Frauen sich besser an Beziehungsereignisse erinnern können. Zudem fanden die Wissenschaftler/innen heraus, dass sowohl Männer als auch Frauen der Überzeugung waren, dass ein besseres Gedächtnis für Beziehungsereignisse mit einer höheren Zufriedenheit in der Beziehung einhergeht und dass dieser Zusammenhang bei Frauen stärker ausgeprägt ist. Im Rahmen einer zweiten Studie wollten die Wissenschaftlerinnen nun herausfinden, ob sich diese Überzeugungen auch in den tatsächlichen Gedächtnisleistungen von Frauen und Männern widerspiegeln. Hierzu haben sie 93 gegengeschlechtliche Paare zu sich in die Universität eingeladen. Die Männer und Frauen wurden getrennt voneinander gebeten so detaillierte Erinnerungen wie möglich zu ihrem ersten Date zu notieren. Diese Erinnerungen wurden im Anschluss dem/der jeweils anderen Partner/in vorgelegt und anhand ihrer Qualität und Quantität bewertet. Ausserdem haben zwei unabhängige Mitarbeitende die Erinnerungen im Hinblick auf die Menge der genannten Details beurteilt. Passend zu den subjektiven Einschätzungen aus der ersten Studie zeigte sich, dass die Beschreibungen der ersten Dates detaillierter waren, wenn sie von Frauen erinnert wurden. Darin waren sich sowohl die unabhängigen Beurteilenden als auch die zugehörigen Partner einig. Die Paare wurde ausserdem darum gebeten ihre Gedanken und Gefühle im Hinblick auf die beschriebenen Erinnerungen ihrer Partner/innen einzuschätzen. Dabei zeigte sich, dass die von den unabhängigen Beurteilenden ermittelte Anzahl der genannten Details keine Rolle dabei spielte, wie positiv auf die Erinnerungen des Partners/der Partnerin reagiert wurde. Wichtiger war hingegen wie die Teilnehmenden selbst, die Qualität und Quantität der Erinnerungen ihrer Partner/innen eingeschätzt haben: Sowohl Männer als auch Frauen zeigten positivere Reaktionen, wenn sie selbst den Eindruck hatten, dass ihre Partner/innen besonders viele und wichtige Details über das erste gemeinsame Date berichtet haben. Es sieht also so aus als hätten Frauen tatsächlich ein besseres Gedächtnis für die gemeinsamen Erlebnisse als Paar, aber entgegen dem Klischee scheinen sich Männer und Frauen gleichermassen über ausgefeilte Beziehungserinnerungen zu freuen. Also, liebe Männer: Damit die Erinnerungsarbeit in der Beziehung ein bisschen fairer aufgeteilt ist, wie wäre es mal mit einem Notizbuch?! Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Jenna Wünsche verfasst. Bildquelle: pxhere Kommentare sind geschlossen.
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