Manchmal können kleine Worte und Taten des Partners/der Partnerin einen tiefen Stich versetzen. In dieser Woche geht es darum, ob eine hohe Verbundenheit mit der Partnerschaft gegen solche Stiche schützt oder ob sie einen eher verletzbar macht. Eine Studie von Emilie Auger, Danielle Menzies-Toman und John E. Lydon (2017) Sei es ein unsensibler Kommentar, ein vergessener Geburtstag oder die fehlende Unterstützung beim Streit mit den Schwiegereltern. Es ist kein Geheimnis, dass der Beziehungsalltag nicht nur von rosaroten Momenten, sondern auch durch schwierigere Erfahrungen geprägt sein kann.
Personen unterscheiden sich jedoch darin, wie stark sie sich solche negativen Paarmomente zu Herzen nehmen und wie sehr ihr Beziehungsglück durch Erfahrungen ins Wanken gerät. Es stellt sich also die Frage, welche Faktoren die Zufriedenheit in der Partnerschaft gegen die kleineren und grösseren Enttäuschungen schützen können. Wissenschaftler /-innen von der McGill University in Kanada sind dieser Frage nachgegangen und haben untersucht, ob es eine Rolle spielt, wie stark man sich selbst mit der eigenen Partnerschaft identifiziert. Man geht davon aus, dass Personen, die über eine hohe Beziehungs-Identifikation verfügen, ihre Partnerschaft als einen zentralen und wichtigen Teil ihrer Person betrachten und daher grossen Wert darauf legen, ihre Beziehung zu schützen und aufrecht zu erhalten. Doch sollten Sie deshalb auch weniger empfindlich auf Enttäuschungen durch den Partner / die Partnerin reagieren? Oder reagieren Sie sogar sensibler? Um diese Frage zu beantworten haben die Wissenschaftler / -innen 63 Paare über zwei Wochen zu ihren alltäglichen positiven und negativen Beziehungserfahrungen befragt und sie ausserdem darum gebeten, ihre Identifikation und Zufriedenheit mit ihrer Partnerschaft anzugeben. Dabei ergab sich ein spannender Befund: Personen, die sich stärker mit ihrer Beziehung identifizierten, reagierten kurzfristig stärker auf negative Erfahrungen mit dem Partner / der Partnerin, als Personen, die ihre Beziehung weniger stark in ihr Selbstbild integrierten. Das heisst, ihre tägliche Beziehungszufriedenheit war in stärkerem Masse davon abhängig, ob es am selben Tag zu Enttäuschungen durch den Partner / die Partnerin gekommen ist. Langfristig zeichnete sich jedoch ein anderes Bild ab. Personen mit einer höheren Beziehungsidentifikation zeigten am Ende der zwei Wochen (verglichen mit dem Beginn) eine stabil hohe Zufriedenheit mit ihrer Partnerschaft, unabhängig davon, wie viele negative Erfahrungen sie im Alltag mit dem Partner / der Partnerin gemacht haben. Personen mit einer niedrigen Beziehungsidentifikation waren hingegen am Ende der zwei Wochen deutlich unzufriedener mit ihrer Beziehung, wenn sie viele negative Erfahrungen mit dem Partner / der Partnerin gemacht haben. Was lässt sich daraus schlussfolgern? Wer sich besonders stark mit der eigenen Beziehung verbunden fühlt, kann auch leichter durch den Partner / die Partnerin verletzt werden. Langfristig scheint eine höhere Beziehungsidentifikation jedoch vorteilhaft zu sein, da sie das wahrgenommene Beziehungsglück gegen Stolpersteine des Alltags abschirmt. Dieser Blogpost wurde von M.Sc. Jenna Wünsche verfasst. Bildquelle: Peakpx Kommentare sind geschlossen.
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